Reisetasche mit geistlicher Literatur - Zwei arabische Handschriften auf geglättetemPapier: I. KORAN. Osmanisches Reich, dat. 1179 (= 1765/66). 18,5 x 12,1 cm (Schriftspiegel: ca. 11 x 5,8 cm). Mit doppelseit. 'Unwan in Gold und Farben, goldgehöhten Textrahmen, Surenüberschriften in Weiß mit goldhinterlegten Feldern, ca. 125 Hisb- und Dschuszeichen in Gold und Farben sowie Tausenden von Goldpunkten als Versteilern. 300 nn. Bl. Text in schwarzer Tinte, diakritische Zeichen tls. in Rot. - II. GEBETBUCH. Osmanisches Reich, dat. 1207 (= 1792/93). 17,6 x 11,6 cm (Schriftspiegel: ca. 11 x 6 cm). Mit doppelseit. 'Unwan in Gold und Farben, 2 ganzseit. Deckfarbenminiaturen in breiten Goldrahmen, Kopf- und Schlußstück sowie einigen Überschriften-Feldern in Gold und Farben und vielen Vers- und tls. auch Zeilentrennern in Gold, die Textseiten alle mit goldenen Rahmenleisten. 104 nn. Bl. Beide Handschriften geb. in dunkelbraunes Ldr. d. Zt. mit Deckellasche, intarsiertem dreiteiligen Supralibros in Goldpr. und vg. Bordüren auf beiden Deckeln (Koraneinband leicht beschäd., beschabt und bestoßen, Gebetbucheinband stärker lädiert, Deckel lose), zus. in Ldr.Tasche d. Zt. mit floraler Silberstickerei auf der Vorderseite (ca. 16,5 x 21,5 x 5 cm; Nähte gebrochen, beschabt und bestoßen). (191) Interessantes wie seltenes Beispiel einer Reisetasche mit der zugehörigen "geistlichen Wegzehrung" eines reisenden Muslims, einem Koran und einem Gebetbuch, wohl noch im ursprünglichen Zusammenhang. Zwar liegen fast drei Jahrzehnte zwischen der Entstehung beider Handschriften, doch wurden sie wohl in der Zeit um 1800 von demselben Buchbinder in einer beinahe uniformen Art gebunden, und auch die Tasche dürfte aus dieser Zeit stammen. Der Erhalt eines solchen Ensembles bis in die heutige Zeit stellt eine große Besonderheit und Rarität dar. Sein Besitzer dürfte Angehöriger der wohlhabenderen Gesellschaftsschicht gewesen sein. Beide Handschriften sind im Naschi-Duktus in ansprechender Kalligraphie abgefaßt und reich illuminiert. Der Koran zeichnet sich durch eine prächtige, fein gearbeitete Eröffnungs-Doppelseite aus, das Gebetbuch, in der Textzusammenstellung angelehnt an das weitverbreitete Dala'il al-Khayrat, durch mehrere prächtige Zierseiten und eine doppelseitige Darstellung von Mekka und Medina in weiter landschaftlicher Ansicht aus der Vogelperspektive. Diese realistisch wirkende Art der Darstellung geht bis in das 15. Jahrhundert zurück, doch werden die beiden islamischen Heiligtümer in der Regel wesentlich abstrahierter dargestellt. - Beide Handschriften sind, soweit durch Kustoden überprüfbar, vollständig.- Koran mit gebrochenem Buchblock und einzelnen Stellen verwischter Tinte, Ränder beider Handschriften an wenigen Stellen mit Einrissen und kleinen Randschäden, teils alt restauriert, leicht gebräunt und fleckig, mäßige Gebrauchsspuren. -