Bresgen Unbekannte Komposition "'Neukirchner Messe' für Geige, Orgel, Sopran, Alt und mittl.
Männerstimme (Soli oder Chor). Cesar Bresgen 1946". Notenmanuskript, nach Expertenurteil von der Hand des Komponisten, auf Papier. Dat. "Mittersill Oktober 1946". Fol. (34,2 x 27,2 cm). 16 S. 21 Notenzln. Fadenbindung d. Zt., ohne Einband. (13) Wiederentdeckung eines unbekannten Sakralwerks des bedeutenden österreichischen Komponisten Cesar Bresgen (1913-1988). Entstanden ist diese offenbar in einer autographen Handschrift vorliegende Messe in Mittersill, wo Bresgen unmittelbar nach Kriegsende als Organist und Chorleiter tätig gewesen ist. Der wegen seiner Parteinahme für den Nationalsozialismus sehr umstrittene Komponist veränderte in dieser Lebensphase seine Weltanschauung grundlegend: "Ich habe erlebt, dass sich Cesar Bresgen ganz bewußt und deutlich von jeglichem Nationalsozialismus abgewendet und ganz dem christlichen Glauben zugewendet hat - in seinem Denken und vor allem in seiner Musik", so der ehemalige Leiter des Salzburger Volksliedchors, Harald Dengg (Quelle: Internetseite des ORF Salzburg). Die vorliegende Messe dürfte als ein Zeugnis dieses neuen Bekenntnisses zum Katholizismus zu verstehen sein.In Mittersill ist Bresgen 1945 Anton von Webern begegnet, der auf ihn großen Eindruck gemacht hat. Bald darauf wurde Webern von einem amerikanischen Soldaten versehentlich erschossen, und Bresgen hat noch in Mittersill zum Gedenken an den Toten ein "Requiem für Anton Webern" zu komponieren begonnen. Neukirchen am Großvenediger ist nur wenige Kilometer von Mittersill entfernt. Das vorliegende Werk könnte für einen besonderen Festgottesdienst in der dortigen Pfarrkirche entstanden sein. Die Tonsprache der in g-Moll stehenden Messe ist relativ schlicht gehalten und von melodischer Einfachheit, doch durchaus von Reiz und einiger Originalität. Eine Besonderheit ist etwa das "offene" Ende auf der Dominante D am Schluß des "Dona nobis pacem".Vielleicht ist die "Neukirchner Messe" niemals aufgeführt worden, da bisher keine anderen Zeugnisse von ihr bekannt sind. Die Arbeit harrt demnach ihrer Uraufführung und der Würdigung im Kontext von Bresgens Gesamtwerk. Auch wenn Bresgen nicht zur Avantgarde gehörte und eine konservative, von der traditionellen Tonalität bestimmte Tonsprache pflegte, gehört er doch zum Kreis der bedeutenderen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Erich Valentin urteilt in der MGG: "Kennzeichnend bleiben bei allen Werken Bresgens seine Formsicherheit und Klarheit des Ausdrucks. Aus der Nachahmung der Regerschule ..., Strawinskys und des Barock hat Bresgen mit dem Paracelsus [einer Schauspielmusik, entstanden 1943] und den demselben Zeitraum angehörenden Werken zu einer eindeutigen Eigensprache gefunden" (II, 284). - Die Herausgeber des Sammelbands "Cesar Bresgen - Komponist und Musikpädagoge im Spannungsfeld des 20. Jahrhunderts" (Anif 2005), die Musikwissenschaftler Prof. Thomas Hochradner und Prof. Thomas Nußbaumer, haben auf Nachfrage unseres Hauses mitgeteilt, das Werk sei ihnen nicht bekannt. Herr Professor Nußbaumer war so freundlich, unsere Anfrage an den Bresgen-Schüler und -Kenner Prof. Klemens Vereno weiterzuleiten, der erklärt hat, daß er sich sicher sei, es handle sich bei unserer Handschrift um ein Autograph Bresgens. Dafür spricht auch der einen ursprünglich vorhandenen Takt überdeckende Tekturzettel auf dem letzten Blatt mit drei neuen Takten. Obgleich das Manuskript insgesamt wie eine Reinschrift aussieht, gibt es einzelne Korrekturen, etwa zu Beginn des "Qui propter nos homines" in der Tenorstimme, die ausgekratzt und neu geschrieben worden ist, sowie gelegentliche und geringe Ergänzungen in den Vortragsanweisungen, zugesetzt mit Bleistift.
- Erstes Doppelbl. im Bug durchgerissen; geringe Randläsuren, etw. gebräunt und fleckig. - Music manuscript, after an expert judgement from the hand of the composer, on paper. Dated "Mittersill Oktober 1946". Size 4° (34,2 x 27,2 cm