Pferde- Rossarzneibuch. Deutsche Handschrift auf Papier.
Nicht dat. (wohl Deutschland, frühes 17. Jhdt.) 4°. 38 nn. Bl. Fadenbindung d. Zt., ohne Einband. (30) Eines der vielfach auch handschriftlich verbreiteten Rezeptbücher gegen alle Arten von Pferdekrankheiten, -verletzungen und -leiden, Rezeptbüchern, in denen in der Regel Überlieferungen aus dem Volk mit Auszügen aus gedruckten Werken und eigenen Erfahrungen der jeweiligen Autoren zusammengebracht werden. Auch in der vorliegenden Gebrauchshandschrift werden ganz unterschiedliche Arten von Pferdekrankheiten behandelt, darunter über das "angewachsene Pferdt" (Magerkeit), das Anrichten und Einweichen von Getreide für die "dürren und mageren Pferden", "wann sich ein Pferd mit den hinderfüßen an die fördern reicht", die Behandlung von "allerhandt offenen Schäden, sie seyen alt oder neu", "offene Schäden unter dem Sattel", Atemwegs-, Augen-, Magen- und Darmerkrankungen, "verrücktes Geäder", der Hornspalt, Würmer, Geschwüre, Verletzungen der Augen durch Schläge, weiterhin diverse Arten von Wundsalben und Pulvern, Pferdezucht und Mittel, "daß die Stuten desto ehe empfangen und trächtig werden", der Einsatz von Kräutern als Medizin, darunter Kräutertränke, ein Verzeichnis von Kräutern, "das Geblütt zu erquicken", ein Rezept mit "Foenum graecum", dem Bockshornklee, und vieles mehr. Die Bezeichnung "Kehlsucht oder Strengell" (Bl. [2]r) für eine Erkältungserkrankung könnte darauf schließen lassen, daß die Handschrift im Fränkischen entstanden ist (vgl. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, 2. Ausg., Bd. II, Sp. 817, wo 'Strengel' für Aschaffenburg als Bezeichnung des Schnupfens belegt ist). Übereinstimmungen diverser Formulierungen mit dem 1588 in Augsburg gedruckten, höchst seltenen Roßarzneibuch des Mang Seuter konnten an einzelnen Stellen festgestellt werden. Auf den letzten elf Seiten wechselt die Schreiberhand, doch bleibt der Inhalt derselbe, fortgesetzt mit kurzgefaßten Rezepturen für allerlei Leiden der Pferde, darunter "Ein gute Salbe for die Stein Ball" oder "Wann ein Pferdt 20 oder 30 Meillen ohne Futter ohne allen Schaden reitten mag". - Wasserzeichen (Wappen mit gevierteltem Schild), Papier und Schrift deuten auf eine Entstehungszeit im frühen 17. Jahrhundert hin. - Die Handschrift setzt ohne Überschrift und Auszeichnung auf dem ersten Blatt ein, eventuell fehlt am Beginn etwas.
- Gebräunt und fleckig, leichte Gebrauchsspuren.