Freundschaftsalbumdes Pfarrers Johann Christian Nippoldmit 34 Einträgen aus Liebenstein, Salzungen, Meiningen, Altenstein, Langula, Schweina u. a., 1790-98. Qu.-8°. Mit kleiner aquarellierter Zeichnung und 3 kleinen Porträt-Silhouetten. 31 Bl. (und zahlr. weiße).Marmoriertes Ldr. d. Zt. mit Vg. (etw. lädiert).Thüringisches Gelehrtenstammbuch, dessen Besitzer, Johann Christian Nippold (1766-1829), Pfarrer in Langula war. Nippold hielt Predigten, die große Beachtung fanden und daher auch im Druck erschienen sind. Offenbar pflegte er einige Kontakte zu Gelehrten und Dichtern seiner Zeit. Mit Friedrich Mosengeil, durch dessen Eintrag sich die Identität des Stammbucheigners aufklären läßt, muß er in recht engem Freundschaftsverhältnis gestanden haben, und sogar den großen Philosophen Johann Gottlieb Fichte konnte er für einen Eintrag gewinnen. Dieser schrieb sich unter dem Motto "Liebe zu den Wißenschaften läßt in der tiefsten Einsamkeit uns nicht einsam" am 28. Mai 1793 im Kurort Liebenstein in das Stammbuch ein. Direkt gegenüber der Beitrag von Friedrich Gottlieb von Busse (1756-1835), dem großen Mathematiker und Professor am Philanthrophin in Dessau.{br}Mit seinem über zwei Seiten reichenden "Quodlibet zum freundschaftlichen Andenken" hat der Schriftsteller, Dichter und Kurzschrift-Erfinder Friedrich Mosengeil (1773-1839) einen der umfangreichsten Beiträge zu diesem Stammbuch verfaßt. Aus diesen Zeilen geht hervor, daß ihn und den Eigner die Liebe zur Dichtung, Philologie und Philosophie verband. Hierin wird auch Fichte erwähnt: "Wenn, wie ein Fichte klug, der Meister mit der Nadel / von der Kritik der Offenbarung redet ..." Mosengeil hielt sich immer wieder in Bad Liebenstein auf, er hat 1815 sogar einen Führer des Kurorts veröffentlicht. Möglicherweise hat er Nippold die Bekanntschaft mit Fichte vermittelt. Ein Eintrag des Jahres 1795 aus Barchfeld, signiert "Heusinger", stammt wohl von dem bedeutenden Philosophen Johann Heinrich Gottlieb Heusinger (1766-1837), der sich in diesem Jahr als Dozent in Jena habilitiert hatte.{br}Ferner sind zu erwähnen Johann Christian Hoerning (1725-1802), Pfarrer zu Schweina bei Liebenstein und Verfasser mehrerer Werke (darunter "Nichts von ohngefähr"), Philipp Friedrich Welker, herzoglich Sachsen-Gothaischer Archivar, der sich 1791, ein Jahr vor seinem Tod, eingetragen hat, Johann Heinrich Gottlieb Hermann, Verfasser der 1797 erschienenen Abhandlung "Ueber Holzgerechtigkeiten", Johann Heinrich Gottlieb Gerlach, Rat und Regierungssekretär zu Gotha, sowie der Regierungssekretär Heinrich Molwitz. Mit Widmungen sind auch einige Berufskolllegen des Eigners vertreten, darunter mit einem Gedicht von Gellert der Pfarrer Georg Wilhelm Mosengeil, wohl ein naher Verwandter Friedrich Mosengeils, dann Georg Christoph Heim, Pfarrer in Gumpelstadt, Johann Georg Sachs, Superintendent von Wasungen, sowie einige "Kandidaten der Gottesgelehrtheit". Die drei kleinen Porträt-Silhouetten stammen von einer der Familie der Herren von Liebenstein angehörenden Dame I. W. A. von Fischern.