"Der Christ im Geiste. Anno 1801."Deutsche Handschrift auf Papier. Nordböhmen, dat.1801. 17,3 x 11 cm. Mit Frontisp. und Titel in Deckfarben sowie einigen gemalten Bordüren und aquarellierten floralen Federzeichnungen. 2 Bl., 258 S., 2 Bl. Text durchgehend von roten Rahmenleisten eingefaßt, Hervorhebungen in Rot. 15 Zln.Schwarzes Maroquin d. Zt. mit reicher Goldpr. auf Deckeln und Rücken, kleinem goldgepr. Agnus-Dei-Medaillon als Supralibros auf beiden Deckeln sowie Goldpr. "M A D. 1801" auf dem Vorderdeckel, dreiseit. punziertem Schnitt und Buntpapiervorsätzen (etw. beschabt) in Ldr.-Schuber d. Zt. mit Goldpr. und Rsch. (Vergoldung fast abgerieben, beschabt und bestoßen).Im Geist des aufgeklärten Katholizismus abgefaßtes, prachtvoll gebundenes und anmutig illustriertes persönliches Gebetbuch aus dem nördlichen Böhmen. Laut Beischrift auf dem Titel hieß der Besitzer Anton Prautsch. Dieser ist als Lehrer in Vesnice Príbram (Biebersdorf) im Sudetenland nachweisbar. Sein Todesjahr wird mit 1815 angegeben. In der 1906 in Wien und Leipzig erschienenen "Geschichte der Theresianischen Schulreform in Böhmen" von Anton Weiß (Bd. I, S. 110) wird er als Lehrer in Biebersdorf geführt, unter jenen "fleißigen und bedürftigen Lehrern ... welche Zulagen zu ihrem geringen Gehalte erhielten." Prautsch war demnach ein erklärter Anhänger der Schulreform. Die Handschrift könnte von ihm persönlich stammen, vielleicht sogar die Illustrationen, die trotz gewisser Naivität von nicht geringer Qualität sind. Ikonographisch interessant das Frontispiz mit der "Erhebung des Geistes" (menschliche Gestalt, von einem Engel in den Himmel geführt) sowie die Vignette auf dem Titel, die zwei Familien mit ihren Kindern zeigt, darüber das Symbol Gottes. Frontispiz und Titel sollen demnach wohl den Gedanken der heilbringenden Wirkung einer richtigen (aufgeklärten) christlichen Erziehung versinnbildlichen.