Eichmann, A.,Obersturmbannführer (1906-1962).Masch. Aktenvermerk mit e. U. Dat. (Berlin), 15. 2. 1938. Fol. 1 1/4 S.Brisanter Aktenvermerk über eine Konferenz der für die Juden zuständigen Abteilung II/112 des SD-Hauptamtes, betreffend "Arbeitserweiterung" (Vorgang: "Abteilungsleiterbesprechung bei II ll und Befehl II 112"). Der Vermerk umfaßt die Auflistung von fünf Punkten mit Vorschlägen "bezüglich der Durchführungsmöglichkeiten der neuen Aufgaben", das sind die wichtigsten anstehenden Maßnahmen, die nach dem bevorstehenden Anschluß Österreichs durchzuführen seien, an erster Stelle das Sammeln von Informationen über die jüdische Bevölkerung und ihre Organisationen. Dazu sollten in Österreich erscheinende jüdische Zeitungen seit 1932 beschafft, Österreich betreffende Sachakten ausgegliedert, Angaben über "reichsdeutsche Emigranten" in Österreich gesammelt und V-Männer bezüglich der "Beschaffung von Unterlagen über die jüdisch-politischen Organisationen in Österreich" unterrichtet werden. Alles natürlich unter strengster Geheimhaltung: "Hier können auch die jüdisch-politischen Spitzenorganisationen in Berlin angehalten werden, Material zu liefern, jedoch muß dies in äußerst vorsichtiger Weise erfolgen. In diesem Falle müßten aus Tarnungsgründen von den jüdischen Organisationen in Berlin nicht nur Angaben über Österreich sondern auch darüber hinaus noch von ein bis zwei anderen Ländern verlangt werden." Natürlich sollte nach außen hin der Eindruck vermieden werden, man habe Österreich im Visier. Der letzte Punkt drängt zur Eile: man möge denjenigen benennen, der "künftig diese Arbeiten zu erledigen" habe, "damit mit der direkten Bearbeitung sofort angefangen werden kann." - Ausgestellt drei Tage nach dem Berchtesgadener Abkommen vom 12. Februar 1938, mit dem der Anschluß Österreichs de facto besiegelt worden ist; er erfolgte dann bekanntlich am 12. März. Das Dokument erweist, wie Eichmann und die für das Vorgehen gegen die Juden zuständige SD-Abteilung unmittelbar nach der Unterzeichnung des Abkommens durch Österreichs Bundeskanzler Schuschnigg tätig geworden sind, während dieser noch hoffte, damit die Unabhängigkeit seines Landes wahren zu können.