"Güldene Haus-Apothec".
Deutsche Handschrift
auf Papier, verfaßt und niedergeschrieben von Johann Gottfried Dennhardt. Dat. Pressen (bei Leipzig), 1746. 4°. Mit 3 Federzeichnungen (davon eine nahezu ganzseitig). 330 S., 8, 10 Bl.
Ldr. d. Zt. über Holzdeckeln mit Beschlägen, Vorderdeckel mit goldgepr. Schrift "Johann Gottfried Dennhardt. Anno 1746" (Rücken im 19. Jhdt. erneuert, Gelenk gebrochen, Schließen fehlen). (80)
Ausführliches Lehrbuch der Harnschau und Anatomie mit zahlreichen Arzneirezepturen, großteils in ordentlicher Kurrentschrift; nur wenige Rezepte wurden von anderer Hand in etwas flüchtigerer Schrift nachgetragen. - Der Schreiber Johann Gottfried Dennhardt, sonst nicht nachweisbar, war laut eigener Aussage "30 Jahre lang wohlgeübter Medicus, und gewesener Artzt zu Pressen", einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig, damals in der gräflichen Herrschaft Püchau gelegen. Er vermachte die Handschrift seinen beiden Söhnen, von denen einer am 15. September 1746 in Leipzig eine Lehre antrat, als "einen großen Schatz". - Enthalten sind eine Einführung in die Anatomie (S. 1-107), die Regeln für die Harnbeschau zu Diagnosezwecken (S. 111-213), darunter Ausführungen zu Frauen (S. 179-193) und Geschlechtskrankheiten (S. 195-209), jeweils in Dialogform, zweifellos basierend auf bereits im Druck vorliegenden Werken, wie den "Regeln von dem Urin unbetrüglich zu urtheilen" von Hygiander. Die Illustrationen zeigen ein Harnglas, eine Gebärmutter und das menschliche Körperinnere. - Neben verschiedenen Rezepturen für Purgiersäfte, Hauptpillen von Dr. Hoffmann, Lebensbalsam usw. finden sich auch Anleitungen für abergläubische Praktiken wie das Gichtbaumsetzen. Öfter fließen persönliche Erfahrungen ein, etwa der Fall einer "Branntweinbrenners-Tochter, die Herr Doktor Vogeln in Eilenburg behandelte" (S. 173); die zeittypische Verachtung für unehelich Schwangere äußert sich in der Beschimpfung als "liederliche und leichtsinnige Huren-feddeln." - Die letzten zehn Blätter mit einem ausführlichen Register.