Grimm, Jakob u. Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm. Erster/ Zweiter/ Dritter Band in 3 Bden. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin: G. Reimer 1819-22. 12,8 x 10 cm. Mit 2 radierten Frontispizen (Ludwig Emil Grimm fec. Cassel 1819) u. 2 radierten Titeln. 1 Bl. gedr. Widm., LVI, 439 SS., 1 nn. S. + LXXI, 1 nn. S., 304 SS. + VI, 441 SS., 1 nn. S. Mod. marmor. Pp. mit Rs. und Rv. Bde. 1 u. 2 mit den beigebundenen dunkelblauen lithogr. OrUmschlägen.
(Ecken leicht bestoßen, Kapitale leicht berieben, etwas gebräunt, stellenw. etwas stockfleckig, t. a. oberen Rand etwas knapp beschnitten, vereinzelt Anmerkungen von alter Hand am Rand, Bd. 3 mit handschriftl. Nummer am Rand des Titelbl.)
Wegehaupt I, 829. Rümann 556. Borst 1154. Deneke/Teitge A 7 und 8. Brunken/Hurrelmann/Pech 849-875 u. 1371. LdKJL I, 465ff.. Smidt, Expedition Grimm. S. 67-75 u. Nr. 52. - Die „berühmteste Märchensammlung der Weltliteratur“ (Brunken/Hurrelmann/Pech) erschien erstmals 1812 und 1815 in zwei Bänden. Die vorliegende, zweite und erweiterte Ausgabe enthält einen zusätzlichen dritten Band mit Anmerkungen zu den einzelnen Märchen, Bruchstücken und Zeugnissen, sowie Literaturangaben zu den Märchen einzelner Länder, diese gelten als „Beginn der wissenschaftlichen Märchenforschung“ (Smidt). Außerdem sind dieser Ausgabe (abweichend zur Erstausgabe) die zwei Frontispiz-Radierungen und die beiden radierten Titelbll. des jüngeren Bruders Ludwig Emil Grimm beigegeben. Das radierte Portrait der Schneidermeistersgattin Dorothea Viehmann (vertauscht, hier als Frontispiz des ersten Bandes), die mit ihrem umfangreichen Repertoire an Erzählungen maßgeblich zur Arbeit der Brüder Grimm beitrug, zeigt sie idealisiert als alte hessische Bäuerin (Smidt). Das Frontispiz des zweiten Bandes gibt eine Szene aus dem Märchen 'Brüderchen und Schwesterchen' wieder. Die rad. Titelbll. sind beinahe identisch, jedoch ist das Bl. in Bd. I gerahmt und mit der gedr. Signatur 'L. Grimm del. 1819 L. Haas sculp' versehen. In dieser Vollständigkeit ist die Ausgabe sehr selten, oftmals fehlt der dritte Band mit den Anmerkungen. - Nach umfassender privater und öffentlicher Kritik an Bd. I der ersten Ausgabe der 'Kinder- und Haus-Märchen' (u.a. von F. und A. W. Schlegel, Jean Paul, Arnim, Brentano, und A. L. Grimm) war Wilhelm Grimm, der zu dieser Zeit fast vollständig die Redaktion übernommen hatte, zu Änderungen bereit. Die Bearbeitung der 170 Märchen der zweiten Ausgabe sind in diesem Sinne ein erster Schritt in der „Entwicklung der KHM zu immer poetischer und immer kindertümlicher gefaßten Texten“ (Rölleke, in: Brunken/Hurrelmann/Pech). Nachdem auch diese einschneidenden Veränderungen zu diesem Zeitpunkt nichts zum Verkaufserfolg der zweiten Ausgabe beitrugen (die ca. 1000 Exemplare der Auflage waren erst nach 18 Jahren verkauft), entschloss sich Wilhelm Grimm 1825 nach englischem Vorbild zu einer illustrierten Auswahlausgabe mit dem Untertitel 'Kleine Ausgabe', die 50 der populärsten Märchen umfasste. Danach ließ der Erfolg der Grimm Märchen nicht mehr lange auf sich warten - wobei die vorliegende Ausgabe als wichtigste innerhalb der Editionsgeschichte der 'Kinder- und Haus-Märchen' angesehen wird.
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