Julius Hübner "Tempi passati". 1879.
Julius Hübner 1806 Oels (Schlesien) 1882 Loschwitz (Dresden)
Öl auf Leinwand. Verso in Schwarz signiert "J. Hübner", datiert und bezeichnet "im Jahr meiner goldenen Hochzeit". Auf dem Keilrahmen von unbekannter Hand die Inschrift des Künstlers noch einmal wiederholt und um eigene Angaben ergänzt; Klebeetikett "69". Auf dem Rahmen ein Klebeetikett "Frau Prof. Hübner" und von unbekannter Hand in Blei bezeichnet "V.D.K. 629". Im originalen, prächtigen, kräftig profilierten Rahmen mit umlaufendem, goldenen Schablonendekor sowie der Titelangabe u.Mi.
Provenienz: Deutscher Privatbesitz; vormals aus dem Nachlass Julius Hübners.
Dieses der Forschung bislang unzugängliche Gemälde aus dem Spätwerk Julius Hübners nimmt zweifelsohne eine singuläre Stellung im Oeuvre des Künstlers ein.
Spiegelt sich in Thema und Motiv ein starker persönlicher Hintergrund, zeigt die künstlerische Ausführung eine von der, durch die Düsseldorfer Akademie geprägten, Brillanz der Linie und Farben abweichende Handschrift. Die titelgebenden "Tempi passati", die vergangenen Zeiten, werden in Motiv und Farbwahl melancholisch in mehreren Zeitebenen reflektiert: Das farbig glühende Herbstlaub spricht vom allgegenwärtigen Kreislauf des Werden und Vergehens, das historische Ambiente des Nymphenbads im Dresdner Zwinger läßt die rauschhafte Vergangenheit der Anlage in der Vorstellung lebendig werden und der persönliche Anlaß des Gemäldes, die goldene Hochzeit des Künstlers mit seiner Frau Pauline, umfängt die äußere Form mit dem eigenen Altern und einer sehr persönlichen Lebenserfahrung.
Der leicht erhabene Einblick in die Anlage des Nymphenbads entspricht in etwa dem Blick aus dem Fenster des Direktorialbüros der Gemäldegalerie, einem Ort an dem sich Hübner in seiner leitenden Funktion hauptsächlich aufhielt.
Vielleicht schwingt in diesem wehmütigen Ausblick auch ein leiser, bereits gefühlter Abschied mit - im Herbst 1882 gab Hübner, bereits hochbetagt, seinen Posten als Direktor der Gemäldegalerie ab. Seine Amtszeit war nicht nur von glanzvollen Momenten beschienen - der Holbein-Streit mit Franz Kugler und dessen Berliner Kollegen und eine ständige Kritik an seiner traditionellen Erwerbungspolitik überschatteten diese Amtszeit. So sind diese farblich verhaltenen, im Duktus beinah spröden, "Tempi passati" vielleicht nicht nur als Rückblick, sondern auch als persönlicher Abschied zu verstehen - ein endgültiger Weg, der durch das goldene Leuchten der im Herbstlaub ruhenden Erinnerung und Lebensweisheit beschienen wird.
Bildträger partiell leicht wellig. Malschicht in dunkleren Partien mit Frühschwundrissen. U.li. und re., sowie Mi. mit deutlicherer Krakeleebildung. Minimale punktuelle Farbausbrüche in der unteren Bildhälfte. Im Bereich des Himmels angeschmutzt, an der Oberkante leichte Wischspuren im Firnis.
Maße: 142 x 81 cm, Ra. 175 x 113 cm.
Julius Hübner
1806 Oels (Schlesien) 1882 Loschwitz (Dresden)
1821 Eintritt in die Berliner Akademie und 1823 in das Atelier Wilhelm Schadows, dem er 1826 gemeinsam mit einigen Mitschülern nach Düsseldorf folgte. Nach einigen Jahren Rückkehr nach Berlin. 1830 Reise nach Rom. Nach weiteren Aufenthalten in Berlin und Düsseldorf wurde er 1839 an die Kunstakademie in Dresden berufen. 1842 wurde er Professor an der Akademie für Historienmalerei. 187182 Direktor der königlichen Gemäldegalerie Dresden.
Julius Hübner "Tempi passati". 1879.
Oil on canvas. Verso in Schwarz signiert "J. Hübner", datiert und bezeichnet "im Jahr meiner goldenen Hochzeit". Auf dem Keilrahmen von unbekannter Hand die Inschrift des Künstlers noch einmal wiederholt und um eigene Angaben ergänzt; Klebeetikett "69". Auf dem Rahmen ein Klebeetikett "Frau Prof. Hübner" und von unbekannter Hand in Blei bezeichnet "V.D.K. 629". Im originalen, prächtigen, kräftig profilierten Rahmen mit umlaufendem, goldenen Schablonendekor sowie der Titelangabe u.Mi.
Provenienz: Deutscher Privatbesitz; vormals aus dem Nachlass Julius Hübners.
Dieses der Forschung bislang unzugängliche Gemälde aus dem Spätwerk Julius Hübners nimmt zweifelsohne eine singuläre Stellung im Oeuvre des Künstlers ein.
Spiegelt sich in Thema und Motiv ein starker persönlicher Hintergrund, zeigt die künstlerische Ausführung eine von der, durch die Düsseldorfer Akademie geprägten, Brillanz der Linie und Farben abweichende Handschrift. Die titelgebenden "Tempi passati", die vergangenen Zeiten, werden in Motiv und Farbwahl melancholisch in mehreren Zeitebenen reflektiert: Das farbig glühende Herbstlaub spricht vom allgegenwärtigen Kreislauf des Werden und Vergehens, das historische Ambiente des Nymphenbads im Dresdner Zwinger läßt die rauschhafte Vergangenheit der Anlage in der Vorstellung lebendig werden und der persönliche Anlaß des Gemäldes, die goldene Hochzeit des Künstlers mit seiner Frau Pauline, umfängt die äußere Form mit dem eigenen Altern und einer sehr persönlichen Lebenserfahrung.
Der leicht erhabene Einblick in die Anlage des Nymphenbads entspricht in etwa dem Blick aus dem Fenster des Direktorialbüros der Gemäldegalerie, einem Ort an dem sich Hübner in seiner leitenden Funktion hauptsächlich aufhielt.
Vielleicht schwingt in diesem wehmütigen Ausblick auch ein leiser, bereits gefühlter Abschied mit - im Herbst 1882 gab Hübner, bereits hochbetagt, seinen Posten als Direktor der Gemäldegalerie ab. Seine Amtszeit war nicht nur von glanzvollen Momenten beschienen - der Holbein-Streit mit Franz Kugler und dessen Berliner Kollegen und eine ständige Kritik an seiner traditionellen Erwerbungspolitik überschatteten diese Amtszeit. So sind diese farblich verhaltenen, im Duktus beinah spröden, "Tempi passati" vielleicht nicht nur als Rückblick, sondern auch als persönlicher Abschied zu verstehen - ein endgültiger Weg, der durch das goldene Leuchten der im Herbstlaub ruhenden Erinnerung und Lebensweisheit beschienen wird.
size: 142 x 81 cm, Ra. 175 x 113 cm.