Bildplatte "Bruder Lorenzo gibt Julia das Elixier". KPM Berlin. Anfang 20. Jh.
Porzellan, glasiert und in polychromen Farben staffiert. Hochrechteckige Tafel mit der fein gemalten Szene "Pater Lorenzo gibt Julia das Elixier", 4. Aufzug, 1. Auftritt aus Shakespeares "Romeo und Julia". Unsigniert. Verso mit der blindgeprägten Zeptermarke, unterhalb geprägt "K.P.M." sowie mit den Prägestempeln "H" und "R" sowie mit der geritzten Maßangabe "9 3/4 - 7 3/8" in Zoll. Verso unglasiert. Im historisierenden, goldfarben gefassten Schmuckrahmen mit Lorbeerstab und gesandelter Dekorzone.
Julia besucht Bruder Lorenzo im Kloster und trifft auf den ihr - auf Wunsch der Familie - versprochenen Graf Paris. Dieser verlässt nach einem kurzen Gespräch das Kloster. Julia bittet Bruder Lorenzo um Rat und droht mit Freitod. Lorenzo findet eine Lösung und gibt ihr ein Elixier, welches sie in einen todesähnlichen Schlaf versetzen soll.
"BRUDER LORENZ.
[
] morgen Nachts siehe, daß du dich von deiner Amme erledigest, und
allein ligen könnest; und wann du dann in deinem Bette bist, so nimm diese Phiole, und trinke sie rein
aus, so wird augenbliklich ein erkältender einschläfernder Dunst durch alle deine Adern lauffen, und jeden deiner Lebens-Geister binden; der Kreislauf deines Bluts wird stillstehen, keine Wärme, kein Athem wird verrathen, daß du noch lebest; die Rosen auf deinen Lippen und Wangen werden zu aschfarber Blässe verwelken; deine Auglieder sich schliessen, als ob der Tod selbst sie vorm Licht des
Tages verriegelt hätte; jeder Theil, seiner elastischen Biegsamkeit beraubt, wird steif, kalt und starr seyn;
und in dieser anscheinenden Todes-Gestalt wirst du zwo und vierzig Stunden verharren, und dann wie
aus einem süssen Schlaf erwachen. Wenn nun der Bräutigam des Morgens kommt, dich aufzuweken, so
bist du todt, und wirst dann, nach dem Gebrauch unsers Landes, in deinem schönsten Anzug in eine
Baare ohne Dekel gelegt, und in das Begräbniß deiner Familie gebracht - - in eben diese alte Gruft, wo
alle Abkömmlinge der Capulets ligen. In der Zwischen-Zeit bis du erwachst, will ich durch Briefe den Romeo von unserm Anschlag benachrichtigen, und ihn hieher beruffen; er und ich wollen dein Erwachen abwarten, und in der nemlichen Nacht soll Romeo dich von hier nach Mantua bringen. Hier hast du das Mittel, das dich von der vorschwebenden Schande, die du fürchtest, retten kann, wenn du frey genug von weibischer Zagheit bist, es mit Entschlossenheit zu gebrauchen.
JULIETTE.
Gieb mirs, o, gieb mir's, sag mir nichts von Furcht.
(Sie nimmt die Phiole.)
BRUDER LORENZ.
Gut, geh izt, und bleibe standhaft bey diesem Entschluß; ich will eilends einen vertrauten Ordensmann mit Briefen an deinen Gemahl nach Mantua senden.
JULIETTE.
Liebe, gieb mir Stärke, und Stärke wird mir Hülfe geben - - Lebet wohl, mein theurer Vater! - -
(Sie gehen ab.)"
Auszug aus "Romeo und Julia" von William Shakespeare, 4. Aufzug, 1. Szene in einer Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel.
Ecke u.li. mit minimalen Kratzspuren (ca. 0,1 cm), die Seitenkanten mit Nadelstichen in der Glasur. Rückseite mit Flüssigkeits- und leichten Farbspuren.
Maße: Bildplatte 25,3 x 19,1 cm, Ra. 37,4 x 29,2 cm.
Bildplatte "Bruder Lorenzo gibt Julia das Elixier". KPM Berlin. Early 20th cent.
Porcelain, glazed und in polychromen Farben staffiert. Hochrechteckige Tafel mit der fein gemalten Szene "Pater Lorenzo gibt Julia das Elixier", 4. Aufzug, 1. Auftritt aus Shakespeares "Romeo und Julia". Unsigniert. Verso mit der blindgeprägten Zeptermarke, unterhalb geprägt "K.P.M." sowie mit den Prägestempeln "H" und "R" sowie mit der geritzten Maßangabe "9 3/4 - 7 3/8" in Zoll. Verso unglasiert. Im historisierenden, goldfarben gefassten Schmuckrahmen mit Lorbeerstab und gesandelter Dekorzone.
Julia besucht Bruder Lorenzo im Kloster und trifft