Los

2006

Meister des Heiligen Blutes (Maitre du Saint Sang), Flügelaltar mit den Darstellungen der Muttergott

In Alte Kunst und 19. Jahrhundert

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Köln
Meister des Heiligen Blutes (Maitre du Saint Sang), Flügelaltar mit den Darstellungen der Muttergott
Öl auf Holz. 73 x 106 cm.

Provenienz
Tajan, Paris 12.12.2012. - Schweizer Privatbesitz.

Auf der Mitteltafel dieses Brügger Triptychons thront die in ein blaues Gewand und einem roten Umhang gekleidete Jungfrau Maria auf einer Rasenbank vor einer sich in weite Fernen erstreckenden Hügellandschaft. Sie reicht ihre entblößte rechte Brust dem mit übereinandergeschlagenen Beinchen auf ihrem Schoß sitzenden Jesuskind. Das auf ein weißes Tuch gebettete Kind legt seine Linke auf die Brust der Mutter, während es mit seiner rechten Hand eine um den Hals geschnürte Gebetskette ergreift. Über dem mit einem durchsichtigen weißen Schleier bedeckten Haupt der Jungfrau präsentieren zwei Engel eine Krone, darüber erscheint Gottvater in den sich am Firmament öffnenden Wolken.
Flankiert wird die Darstellung der Mitteltafel auf dem linken Seitenflügel durch die Heilige Elisabeth von Thüringen, die mit einer Krone in der Hand und einem Bettler zu ihren Füßen erscheint, während auf dem rechten Flügel ein in einen vornehmen schwarzen Mantel gewandeter Stifter dargestellt ist, der mit gefalteten Händen vor einem Gebetspult mit einem darauf liegenden Rosenkranz kniet. In geschlossenem Zustand sieht man auf den Außenseiten der Flügel eine partiell in Grisaille ausgeführte Verkündigung, bei der Gabriel (links) und Maria (rechts) als fingierte Steinskulpturen in einer marmorierten Wandnische erscheinen.

Das Triptychon ist ein der kunsthistorischen Forschung bislang unbekanntes Werk des in den ersten Jahrzehnten nach 1500 in Brügge tätigen Meisters vom Heiligen Blut. Dieser namentlich nicht identifizierte Maler verdankt seinen Notnamen einem Beweinungstriptychon im Besitz der gleichnamigen Bruderschaft in Brügge, deren einflussreiche Mitglieder schon im Mittelalter über die wundertätige, bis heute in einer Kapelle neben dem Brügger Rathaus verehrte Heiligblut-Reliquie wachten. Das von Georges Hulin de Loo and Max J. Friedländer auf Grundlage stilistischer Merkmale zusammengestellte Oeuvre des Anonymus umfasst etwa dreißig Werke. Im Unterschied zu den meisten Brügger Zeitgenossen weisen seine Gemälde deutliche Einflüsse der Antwerpener Malerei auf, wobei er insbesondere auf Werke von Quentin Massys und dem Meister von Frankfurt zurückgriff. Vieles spricht daher dafür, dass der Anonymus wohl in Antwerpen ausgebildet wurde und - wie dies bei Gerard David und Jan Provoost nachweislich der Fall war - noch von Brügge aus rege Kontakte in die inzwischen bedeutendste Handelsmetropole der burgundischen Niederlande unterhielt.

Zu den Schlüsselwerken des Meisters zählen neben dem namensgebenden Brügger Beweinungstriptychon ein noch stets in der dortigen Jakobskirche bewahrtes Triptychon der "Verherrlichung Maria" (vermutlich der Auftrag der Brügger Franziskaner), ein ursprünglich von Jan van Cattenbrouck und seiner Frau Jossine Lamsins beauftragtes Triptychon der „Virgo inter Virgines“ (Groeningemuseum, Brügge), eine „Heilige Sippe“ mit dem Bildnis des späteren Kaisers Maximilian (Städelmuseum, Frankfurt), ein Triptychon mit der „Anbetung der Könige“ (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand), ein „Ecce-Homo" Triptychon (Museo Nacional del Prado, Madrid) sowie die Darstellung des "Heiligen Lukas als Maler der Madonna" (Harvard University Art Museum, Cambridge Mass). Zu diesen Kernwerken kommen mehrere Andachtsbilder, in denen der Maler sich an Werken von Brügger Vorgängern und Zeitgenossen – von Hans Memling, Gerard David, Jan Provoost, Ambrosius Benson und Adriaen Isenbrant – orientierte. Von Joos van Cleve ließ sich der Heiligblutmeister zu seiner in mehreren Versionen (unter anderem in Wien, Prag und Budapest) überlieferten Darstellung des "Selbstmords der Lukretia" inspirieren, aus denen das humanistische Interesse an antiken Themen anschaulich wird und die als Meilenstein in der Entwicklung des niederländischen Aktes gelten darf.
Auch das bislang unbekannte Triptychon veranschaulicht das Interesse des Brügger Malers an antiken bzw. antikisierenden Motiven. So wächst der Rasen nicht auf einer gemauerten Bank, auf der Maria mit dem Kind sitzt und die traditionell ihre Demut und Bescheidenheit verbildlicht, wie dies auf älteren flämischen Darstellungen von Rasenbankmadonnen der Fall ist, sondern auf einem steinernen Sarkophag, der mit friesartigen Reliefdarstellungen nackter Putti dekoriert ist.
Bei der zentralen Darstellung der Mutter-Kind-Gruppe griff der Meister des Heiligen Blutes auf eine letztlich von Gerard David stammende Bilderfindung der "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" zurück (Museo Nacional del Prado, Madrid; Metropolitan Museum, New York; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen), die sich bei den Zeitgenossen großer Beliebtheit erfreute und unter anderem auch in den Werkstätten von Adriaen Isenbrant und Ambrosius Benson aufgegriffen wurde. Für die Darstellung des Jesuskindes orientierte sich der Meister darüber hinaus an Andachtsbildern des Antwerpener Malers Joos van Cleve.
Die Hintergrundlandschaft, die sich über das gesamte Triptychon hinweg erstreckt, nimmt typische Motive der Brügger Schule auf, die wie der Torbau links bereits auf Gemälden von Hans Memling auftauchen. Die felsigen Berge, die hinter den Baumwipfeln im Hintergrund aufragen, erinnern dagegen an ähnlich geformte Felsformationen im Oeuvre von Adriaen Isenbrant (Van der Velde-Diptychon im Fine Arts Museum of Belgium in Brüssel; Maria Magdalena in der National Gallery London).

Für die Gestalt der Heiligen Elisabeth von Thüringen auf dem linken Flügel sind unmittelbare Vorlagen nicht erkennbar, doch war die Heilige in Brügge bereits von Gemälden Jan van Eycks (The Frick Collection, New York) und Petrus Christus (Groeningemuseum, Brügge) sowie später Jan Provoosts (Palazzo Bianco, Genova) geläufig. Das Stifterporträt auf dem rechten Flügel erinnert an Porträtdarstellungen von Ambrosius Benson, der häufig im Auftrag der in Brügge ansässigen spanischen Kaufleute wirkte. Doch täuscht der Eindruck, denn obwohl es sich bei dem abgebildeten Stifter vielleicht ebenfalls um einen Spanier handeln könnte, verraten insbesondere die zum Gebet gefalteten Hände mit ihren langen Fingern den Heiligblutmeister. Dessen typische Malweise tritt besonders deutlich auf dem Mittelbild hervor: Die feinmalerische Gestaltung der Jungfrau Maria mit ihren leicht überlangen Fingern, dem transparenten Schleier und insbesondere der charakteristischen Physiognomie teilt das Triptychon mit anderen Schlüsselwerken des Meisters vom Heiligen Blut und lassen keine Zweifel an dessen Autorschaft zu. Besonders nahe steht die Darstellung stilistisch und im Blick auf die Malweise dem großen Triptychon mit der Verherrlichung Marias, das ursprünglich von Mönchen der beiden Brügger Franziskanerkonvente wohl aus Anlass der Vereinigung der beiden Kongregationen im Jahr 1517 bestellt worden war und sich heute in der dortigen St. Jakobskirche befindet. Dort gleicht insbesondere auch die Gestaltung der felsigen Berge im Hintergrund von Johannes auf Patmos auf dem rechten Retabelflügel der Landschaftsdarstellung der zentralen Mariendarstellung des kleinen Triptychons.
Die im geschlossenen Zustand sichtbare Grisailleverkündigung gleicht hingegen der ebenfalls in Grisailletechnik gestalteten Verkündigungsdarstellung des Triptychons der "Virgo inter Virgines" im Brügger Groeningemuseum, dessen Flügel etwas breiter sind. Während die Figur des Erzengels auf dem Brügger Triptychon ausladender gestaltet wurde, erscheint Gabriel auf dem Marientriptychon räumlich gedrängter. Die beiden Mariengestalten dagegen stimmen bis in den Faltenwurf miteinander überein und wurden wohl auf der Grundlage einer ausführlichen Zeichnung des Meisters übertragen.

Wir danken Dr. Till-Holger Borchert für die Bestimmung dieses Werkes und für den Katalogtext.
Master of the Holy Blood (Maître du Saint-Sang), Altarpiece depicting the Virgin and Child in the ce
Oil on panel. 73 x 106 cm.

Provenance
Tajan, Paris 12.12.2012. - Swiss private ownership.

The central panel of this Bruges triptych depicts the Virgin Mary dressed in a blue robe and red cloak, enthroned on a grass covered stone in front of a hilly landscape stretching out into the distance. She offers Her bare right breast to the infant Jesus who is sitting cross-legged on Her lap. The Child, lying on a white cloth, places His left hand on His mother's chest while His right hand grasps the prayer beads hanging around His neck. Two angels hover with a crown above the Virgin's head, which is covered with a transparent white veil, and God the Father appears in the clouds opening in the firmament.
The central depiction is flanked on the left side wing by a figure of Saint Elisabeth of Thuringia, who is shown with a crown in her hand and a beggar at her feet, while on the right wing a donor dressed in an elegant black cloak is depicted kneeling with clasped hands in front of a prie-dieu with a rosary on it. When closed, the outer faces of the side wings show an annunciation, partially executed in grisaille, in which the angel Gabriel (left) and Mary (right) are painted to resemble stone sculptures in a marbled wall niche.
The triptych is a work previously unknown to researchers, painted by the Master of the Holy Blood, who was active in Bruges in the first decades after 1500. This painter, who has not been identified, derived his notname from a Lamentation triptych in the possession of the Brotherhood of the Holy Blood in Bruges. Already in the middle ages, the members of this influential group were charged with watching over the miraculous relic of the Holy Blood, which is venerated still today in a chapel beside the Bruges town hall. The anonymus painter's oeuvre, compiled by Georges Hulin de Loo and Max J. Friedländer on the basis of stylistic parallels, comprises around thirty works. In contrast to most of his contemporaries in Bruges, his paintings clearly display the influence of the Antwerp school, and he appears to have drawn especially on the works of Quentin Massys and the Master of Frankfurt. There is therefore much to suggest that the artist was trained in Antwerp and - as was demonstrably the case with Gerard David and Jan Provoost - maintained active contact from Bruges with what was then the most important trading metropolis in the Burgundian Netherlands.
In addition to the Bruges Lamentation triptych, the master's principal works include a triptych of the Glorification of the Madonna, which is still preserved in the local St. James's Church (presumably commissioned by the Bruges Franciscans), a triptych of the “Virgo inter Virgines” originally commissioned by Jan van Cattenbrouck and his wife Jossine Lamsins (Groeningemuseum, Bruges), a “Holy Kinship” with a portrait of the later Emperor Maximilian (Städelmuseum, Frankfurt), a triptych with the “Adoration of the Magi” (Pinacoteca Ambrosiana, Milan), an “Ecce-Homo Triptych” (Museo Nacional del Prado, Madrid) and the depiction of Saint Luke painting the Madonna, (Harvard University Art Museum, Cambridge Mass.). In addition to these core works, there are also several devotional paintings in which the painter was influenced by the works of his predecessors and contemporaries in Bruges - Hans Memling, Gerard David, Jan Provoost, Ambrosius Benson and Adriaen Isenbrant. The Master of the Holy Blood was inspired by Joos van Cleve in his depiction of the suicide of Lucretia, which has come down to us in several versions (including in Vienna, Prague and Budapest). The work clearly illustrates the humanistic interest in classical themes and can be considered a milestone in development of Dutch nude painting.
This previously undiscovered triptych also illustrates the Bruges painter's interest in classical and neo-classical motifs. The grass on which Mary sits with the Child and which traditionally symbolises Her humility and modesty does not grow on top of a brick bench, as is the case in older Flemish depictions of such Madonnas, but over a stone sarcophagus with frieze-like relief depictions of nude putti.
The Master of the Holy Blood based the central representation of the Mother/Child group, on an image of the Rest on the Flight into Egypt devised by Gerard David (Museo Nacional del Prado, Madrid; Metropolitan Museum, New York; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerp). The composition enjoyed great popularity among its contemporaries and was also taken up by the workshops of Adriaen Isenbrant and Ambrosius Benson, among others. For the depiction of the infant Jesus, the master also drew inspiration from devotional images by the Antwerp painter Joos van Cleve.
The landscape backdrop, which extends across the entire triptych, draws on typical motifs of the Bruges School, for example the gatehouse on the left, which already appears in the paintings of Hans Memling. The mountains that rise up behind the treetops in the background, on the other hand, are reminiscent of similar rock formations in the oeuvre of Adriaen Isenbrant (Van der Velde diptych in the Fine Arts Museum of Belgium in Brussels; Mary Magdalene in the National Gallery London).
There are no direct models recognizable for the figure of Saint Elisabeth of Thuringia on the left wing, but the saint was already common in Bruges in paintings by Jan van Eyck (The Frick Collection, New York) and Petrus Christus (Groeningemuseum, Bruges) and later Jan Provoost (Palazzo Bianco, Genova). The donor portrait on the right wing is reminiscent of portraits by Ambrosius Benson, who often worked on behalf of the Spanish merchants based in Bruges. But the impression is deceptive, because although the donor depicted could possibly be a Spaniard, the hands folded in prayer with their long fingers reveal the peculiar style of the Master of the Holy Blood.
His typical manner is particularly evident in the central panel. The triptych shares the detailed depiction of the Virgin Mary with Her slightly elongated fingers, the transparent veil and especially the characteristic physiognomy with other key works by the Master of the Holy Blood and leave no doubt as to its authorship. In terms of style and brushwork, the depiction is particularly close to the large triptych with the Glorification of the Virgin, which was originally commissioned by the monks from the two Franciscan convents in Bruges on the occasion of the unification of their two congregations in 1517 and is now housed in St Jacob's Church. There, the design of the rocky mountains in the background of the depiction of John on Patmos on the right wing is particularly reminiscent of the landscape in the central panel with Mary in this small triptych.
The grisaille Annunciation on the outer panels of the triptych, visible when it is closed, is similar to the Annunciation on the triptych of the Virgo inter Virgines in the Groeningemuseum in Bruges, which is also painted in grisaille technique and whose wings are slightly wider. While the figure of the archangel on the Bruges triptych was designed to be more expansive, Gabriel appears more compact on the Virgin Mary triptych. The two figures of the Virgin Mary, on the other hand, correspond exactly – even down to the folds of the drapery – and were probably transferred to panel from a detailed drawing by the master.

We would like to thank Dr Till-Holger Borchert for the identification of this work and for providing this catalogue text.
Meister des Heiligen Blutes (Maitre du Saint Sang), Flügelaltar mit den Darstellungen der Muttergott
Öl auf Holz. 73 x 106 cm.

Provenienz
Tajan, Paris 12.12.2012. - Schweizer Privatbesitz.

Auf der Mitteltafel dieses Brügger Triptychons thront die in ein blaues Gewand und einem roten Umhang gekleidete Jungfrau Maria auf einer Rasenbank vor einer sich in weite Fernen erstreckenden Hügellandschaft. Sie reicht ihre entblößte rechte Brust dem mit übereinandergeschlagenen Beinchen auf ihrem Schoß sitzenden Jesuskind. Das auf ein weißes Tuch gebettete Kind legt seine Linke auf die Brust der Mutter, während es mit seiner rechten Hand eine um den Hals geschnürte Gebetskette ergreift. Über dem mit einem durchsichtigen weißen Schleier bedeckten Haupt der Jungfrau präsentieren zwei Engel eine Krone, darüber erscheint Gottvater in den sich am Firmament öffnenden Wolken.
Flankiert wird die Darstellung der Mitteltafel auf dem linken Seitenflügel durch die Heilige Elisabeth von Thüringen, die mit einer Krone in der Hand und einem Bettler zu ihren Füßen erscheint, während auf dem rechten Flügel ein in einen vornehmen schwarzen Mantel gewandeter Stifter dargestellt ist, der mit gefalteten Händen vor einem Gebetspult mit einem darauf liegenden Rosenkranz kniet. In geschlossenem Zustand sieht man auf den Außenseiten der Flügel eine partiell in Grisaille ausgeführte Verkündigung, bei der Gabriel (links) und Maria (rechts) als fingierte Steinskulpturen in einer marmorierten Wandnische erscheinen.

Das Triptychon ist ein der kunsthistorischen Forschung bislang unbekanntes Werk des in den ersten Jahrzehnten nach 1500 in Brügge tätigen Meisters vom Heiligen Blut. Dieser namentlich nicht identifizierte Maler verdankt seinen Notnamen einem Beweinungstriptychon im Besitz der gleichnamigen Bruderschaft in Brügge, deren einflussreiche Mitglieder schon im Mittelalter über die wundertätige, bis heute in einer Kapelle neben dem Brügger Rathaus verehrte Heiligblut-Reliquie wachten. Das von Georges Hulin de Loo and Max J. Friedländer auf Grundlage stilistischer Merkmale zusammengestellte Oeuvre des Anonymus umfasst etwa dreißig Werke. Im Unterschied zu den meisten Brügger Zeitgenossen weisen seine Gemälde deutliche Einflüsse der Antwerpener Malerei auf, wobei er insbesondere auf Werke von Quentin Massys und dem Meister von Frankfurt zurückgriff. Vieles spricht daher dafür, dass der Anonymus wohl in Antwerpen ausgebildet wurde und - wie dies bei Gerard David und Jan Provoost nachweislich der Fall war - noch von Brügge aus rege Kontakte in die inzwischen bedeutendste Handelsmetropole der burgundischen Niederlande unterhielt.

Zu den Schlüsselwerken des Meisters zählen neben dem namensgebenden Brügger Beweinungstriptychon ein noch stets in der dortigen Jakobskirche bewahrtes Triptychon der "Verherrlichung Maria" (vermutlich der Auftrag der Brügger Franziskaner), ein ursprünglich von Jan van Cattenbrouck und seiner Frau Jossine Lamsins beauftragtes Triptychon der „Virgo inter Virgines“ (Groeningemuseum, Brügge), eine „Heilige Sippe“ mit dem Bildnis des späteren Kaisers Maximilian (Städelmuseum, Frankfurt), ein Triptychon mit der „Anbetung der Könige“ (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand), ein „Ecce-Homo" Triptychon (Museo Nacional del Prado, Madrid) sowie die Darstellung des "Heiligen Lukas als Maler der Madonna" (Harvard University Art Museum, Cambridge Mass). Zu diesen Kernwerken kommen mehrere Andachtsbilder, in denen der Maler sich an Werken von Brügger Vorgängern und Zeitgenossen – von Hans Memling, Gerard David, Jan Provoost, Ambrosius Benson und Adriaen Isenbrant – orientierte. Von Joos van Cleve ließ sich der Heiligblutmeister zu seiner in mehreren Versionen (unter anderem in Wien, Prag und Budapest) überlieferten Darstellung des "Selbstmords der Lukretia" inspirieren, aus denen das humanistische Interesse an antiken Themen anschaulich wird und die als Meilenstein in der Entwicklung des niederländischen Aktes gelten darf.
Auch das bislang unbekannte Triptychon veranschaulicht das Interesse des Brügger Malers an antiken bzw. antikisierenden Motiven. So wächst der Rasen nicht auf einer gemauerten Bank, auf der Maria mit dem Kind sitzt und die traditionell ihre Demut und Bescheidenheit verbildlicht, wie dies auf älteren flämischen Darstellungen von Rasenbankmadonnen der Fall ist, sondern auf einem steinernen Sarkophag, der mit friesartigen Reliefdarstellungen nackter Putti dekoriert ist.
Bei der zentralen Darstellung der Mutter-Kind-Gruppe griff der Meister des Heiligen Blutes auf eine letztlich von Gerard David stammende Bilderfindung der "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" zurück (Museo Nacional del Prado, Madrid; Metropolitan Museum, New York; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen), die sich bei den Zeitgenossen großer Beliebtheit erfreute und unter anderem auch in den Werkstätten von Adriaen Isenbrant und Ambrosius Benson aufgegriffen wurde. Für die Darstellung des Jesuskindes orientierte sich der Meister darüber hinaus an Andachtsbildern des Antwerpener Malers Joos van Cleve.
Die Hintergrundlandschaft, die sich über das gesamte Triptychon hinweg erstreckt, nimmt typische Motive der Brügger Schule auf, die wie der Torbau links bereits auf Gemälden von Hans Memling auftauchen. Die felsigen Berge, die hinter den Baumwipfeln im Hintergrund aufragen, erinnern dagegen an ähnlich geformte Felsformationen im Oeuvre von Adriaen Isenbrant (Van der Velde-Diptychon im Fine Arts Museum of Belgium in Brüssel; Maria Magdalena in der National Gallery London).

Für die Gestalt der Heiligen Elisabeth von Thüringen auf dem linken Flügel sind unmittelbare Vorlagen nicht erkennbar, doch war die Heilige in Brügge bereits von Gemälden Jan van Eycks (The Frick Collection, New York) und Petrus Christus (Groeningemuseum, Brügge) sowie später Jan Provoosts (Palazzo Bianco, Genova) geläufig. Das Stifterporträt auf dem rechten Flügel erinnert an Porträtdarstellungen von Ambrosius Benson, der häufig im Auftrag der in Brügge ansässigen spanischen Kaufleute wirkte. Doch täuscht der Eindruck, denn obwohl es sich bei dem abgebildeten Stifter vielleicht ebenfalls um einen Spanier handeln könnte, verraten insbesondere die zum Gebet gefalteten Hände mit ihren langen Fingern den Heiligblutmeister. Dessen typische Malweise tritt besonders deutlich auf dem Mittelbild hervor: Die feinmalerische Gestaltung der Jungfrau Maria mit ihren leicht überlangen Fingern, dem transparenten Schleier und insbesondere der charakteristischen Physiognomie teilt das Triptychon mit anderen Schlüsselwerken des Meisters vom Heiligen Blut und lassen keine Zweifel an dessen Autorschaft zu. Besonders nahe steht die Darstellung stilistisch und im Blick auf die Malweise dem großen Triptychon mit der Verherrlichung Marias, das ursprünglich von Mönchen der beiden Brügger Franziskanerkonvente wohl aus Anlass der Vereinigung der beiden Kongregationen im Jahr 1517 bestellt worden war und sich heute in der dortigen St. Jakobskirche befindet. Dort gleicht insbesondere auch die Gestaltung der felsigen Berge im Hintergrund von Johannes auf Patmos auf dem rechten Retabelflügel der Landschaftsdarstellung der zentralen Mariendarstellung des kleinen Triptychons.
Die im geschlossenen Zustand sichtbare Grisailleverkündigung gleicht hingegen der ebenfalls in Grisailletechnik gestalteten Verkündigungsdarstellung des Triptychons der "Virgo inter Virgines" im Brügger Groeningemuseum, dessen Flügel etwas breiter sind. Während die Figur des Erzengels auf dem Brügger Triptychon ausladender gestaltet wurde, erscheint Gabriel auf dem Marientriptychon räumlich gedrängter. Die beiden Mariengestalten dagegen stimmen bis in den Faltenwurf miteinander überein und wurden wohl auf der Grundlage einer ausführlichen Zeichnung des Meisters übertragen.

Wir danken Dr. Till-Holger Borchert für die Bestimmung dieses Werkes und für den Katalogtext.
Master of the Holy Blood (Maître du Saint-Sang), Altarpiece depicting the Virgin and Child in the ce
Oil on panel. 73 x 106 cm.

Provenance
Tajan, Paris 12.12.2012. - Swiss private ownership.

The central panel of this Bruges triptych depicts the Virgin Mary dressed in a blue robe and red cloak, enthroned on a grass covered stone in front of a hilly landscape stretching out into the distance. She offers Her bare right breast to the infant Jesus who is sitting cross-legged on Her lap. The Child, lying on a white cloth, places His left hand on His mother's chest while His right hand grasps the prayer beads hanging around His neck. Two angels hover with a crown above the Virgin's head, which is covered with a transparent white veil, and God the Father appears in the clouds opening in the firmament.
The central depiction is flanked on the left side wing by a figure of Saint Elisabeth of Thuringia, who is shown with a crown in her hand and a beggar at her feet, while on the right wing a donor dressed in an elegant black cloak is depicted kneeling with clasped hands in front of a prie-dieu with a rosary on it. When closed, the outer faces of the side wings show an annunciation, partially executed in grisaille, in which the angel Gabriel (left) and Mary (right) are painted to resemble stone sculptures in a marbled wall niche.
The triptych is a work previously unknown to researchers, painted by the Master of the Holy Blood, who was active in Bruges in the first decades after 1500. This painter, who has not been identified, derived his notname from a Lamentation triptych in the possession of the Brotherhood of the Holy Blood in Bruges. Already in the middle ages, the members of this influential group were charged with watching over the miraculous relic of the Holy Blood, which is venerated still today in a chapel beside the Bruges town hall. The anonymus painter's oeuvre, compiled by Georges Hulin de Loo and Max J. Friedländer on the basis of stylistic parallels, comprises around thirty works. In contrast to most of his contemporaries in Bruges, his paintings clearly display the influence of the Antwerp school, and he appears to have drawn especially on the works of Quentin Massys and the Master of Frankfurt. There is therefore much to suggest that the artist was trained in Antwerp and - as was demonstrably the case with Gerard David and Jan Provoost - maintained active contact from Bruges with what was then the most important trading metropolis in the Burgundian Netherlands.
In addition to the Bruges Lamentation triptych, the master's principal works include a triptych of the Glorification of the Madonna, which is still preserved in the local St. James's Church (presumably commissioned by the Bruges Franciscans), a triptych of the “Virgo inter Virgines” originally commissioned by Jan van Cattenbrouck and his wife Jossine Lamsins (Groeningemuseum, Bruges), a “Holy Kinship” with a portrait of the later Emperor Maximilian (Städelmuseum, Frankfurt), a triptych with the “Adoration of the Magi” (Pinacoteca Ambrosiana, Milan), an “Ecce-Homo Triptych” (Museo Nacional del Prado, Madrid) and the depiction of Saint Luke painting the Madonna, (Harvard University Art Museum, Cambridge Mass.). In addition to these core works, there are also several devotional paintings in which the painter was influenced by the works of his predecessors and contemporaries in Bruges - Hans Memling, Gerard David, Jan Provoost, Ambrosius Benson and Adriaen Isenbrant. The Master of the Holy Blood was inspired by Joos van Cleve in his depiction of the suicide of Lucretia, which has come down to us in several versions (including in Vienna, Prague and Budapest). The work clearly illustrates the humanistic interest in classical themes and can be considered a milestone in development of Dutch nude painting.
This previously undiscovered triptych also illustrates the Bruges painter's interest in classical and neo-classical motifs. The grass on which Mary sits with the Child and which traditionally symbolises Her humility and modesty does not grow on top of a brick bench, as is the case in older Flemish depictions of such Madonnas, but over a stone sarcophagus with frieze-like relief depictions of nude putti.
The Master of the Holy Blood based the central representation of the Mother/Child group, on an image of the Rest on the Flight into Egypt devised by Gerard David (Museo Nacional del Prado, Madrid; Metropolitan Museum, New York; Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerp). The composition enjoyed great popularity among its contemporaries and was also taken up by the workshops of Adriaen Isenbrant and Ambrosius Benson, among others. For the depiction of the infant Jesus, the master also drew inspiration from devotional images by the Antwerp painter Joos van Cleve.
The landscape backdrop, which extends across the entire triptych, draws on typical motifs of the Bruges School, for example the gatehouse on the left, which already appears in the paintings of Hans Memling. The mountains that rise up behind the treetops in the background, on the other hand, are reminiscent of similar rock formations in the oeuvre of Adriaen Isenbrant (Van der Velde diptych in the Fine Arts Museum of Belgium in Brussels; Mary Magdalene in the National Gallery London).
There are no direct models recognizable for the figure of Saint Elisabeth of Thuringia on the left wing, but the saint was already common in Bruges in paintings by Jan van Eyck (The Frick Collection, New York) and Petrus Christus (Groeningemuseum, Bruges) and later Jan Provoost (Palazzo Bianco, Genova). The donor portrait on the right wing is reminiscent of portraits by Ambrosius Benson, who often worked on behalf of the Spanish merchants based in Bruges. But the impression is deceptive, because although the donor depicted could possibly be a Spaniard, the hands folded in prayer with their long fingers reveal the peculiar style of the Master of the Holy Blood.
His typical manner is particularly evident in the central panel. The triptych shares the detailed depiction of the Virgin Mary with Her slightly elongated fingers, the transparent veil and especially the characteristic physiognomy with other key works by the Master of the Holy Blood and leave no doubt as to its authorship. In terms of style and brushwork, the depiction is particularly close to the large triptych with the Glorification of the Virgin, which was originally commissioned by the monks from the two Franciscan convents in Bruges on the occasion of the unification of their two congregations in 1517 and is now housed in St Jacob's Church. There, the design of the rocky mountains in the background of the depiction of John on Patmos on the right wing is particularly reminiscent of the landscape in the central panel with Mary in this small triptych.
The grisaille Annunciation on the outer panels of the triptych, visible when it is closed, is similar to the Annunciation on the triptych of the Virgo inter Virgines in the Groeningemuseum in Bruges, which is also painted in grisaille technique and whose wings are slightly wider. While the figure of the archangel on the Bruges triptych was designed to be more expansive, Gabriel appears more compact on the Virgin Mary triptych. The two figures of the Virgin Mary, on the other hand, correspond exactly – even down to the folds of the drapery – and were probably transferred to panel from a detailed drawing by the master.

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Alte Kunst und 19. Jahrhundert

Auktionsdatum
Lose: 197
Lose: 235
Ort der Versteigerung
Neumarkt 3
Köln
50667
Germany

on request

shipping@lempertz.com

Tel.: 0049221925729 19

Wichtige Informationen

Cologne
Vernissage Thursday, 9 Nov, 6 pm
Friday, 10 Nov, 10 am - 5.30 pm
Saturday, 11 Nov, 10 am - 4 pm, by appointment only
Sunday, 12 Nov, 11 am - 4 pm
Monday, 13 Nov - Wednesday, 14 Nov, 10 am - 5.30 pm

In selection
Munich, St. Anna-Platz 3
Monday, 6 Nov and Tuesday, 7 Nov, 10 am - 5 pm

AGB

Versteigerungsbedingungen

1. Die Kunsthaus Lempertz KG (im Nachfolgenden Lempertz) versteigert öffentlich im Sinne des § 383 Abs. 3 Satz 1 HGB als Kommissionär für Rechnung der Einlieferer, die unbenannt bleiben. Im Verhältnis zu Abfassungen der Versteigerungsbedingungen in anderen Sprachen ist die deutsche Fassung maßgeblich.

2. Lempertz behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen und, wenn ein besonderer Grund vorliegt, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen.

3. Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Objekte können im Rahmen der Vorbesichtigung geprüft und besichtigt werden. Die Katalogangaben und entsprechende Angaben der Internetpräsentation, die nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurden, werden nicht Bestandteil der vertraglich vereinbarten Beschaffenheit. Sie beruhen auf dem zum Zeitpunkt der Katalogbearbeitung herrschenden Stand der Wissenschaft. Sie sind keine Garantien im Rechtssinne und dienen ausschließlich der Information. Gleiches gilt für Zustandsberichte und andere Auskünfte in mündlicher oder schriftlicher Form. Zertifikate oder Bestätigungen der Künstler, ihrer Nachlässe oder der jeweils maßgeblichen Experten sind nur dann Vertragsgegenstand, wenn sie im Katalogtext ausdrücklich erwähnt werden. Der Erhaltungszustand wird im Katalog nicht durchgängig erwähnt, so dass fehlende Angaben ebenfalls keine Beschaffenheitsvereinbarung begründen. Die Objekte sind gebraucht. Alle Objekte werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden.

4. Ansprüche wegen Gewährleistung sind ausgeschlossen. Lempertz verpflichtet sich jedoch bei Abweichungen von den Katalogangaben, welche den Wert oder die Tauglichkeit aufheben oder nicht unerheblich mindern, und welche innerhalb eines Jahres nach Übergabe in begründeter Weise vorgetragen werden, seine Rechte gegenüber dem Einlieferer gerichtlich geltend zu machen. Maßgeblich ist der Katalogtext in deutscher Sprache. Im Falle einer erfolgreichen Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet Lempertz dem Erwerber ausschließlich den gesamten Kaufpreis. Darüber hinaus verpflichtet sich Lempertz für die Dauer von drei Jahren bei erwiesener Unechtheit zur Rückgabe der Kommission, wenn das Objekt in unverändertem Zustand zurückgegeben wird. Die gebrauchten Sachen werden in einer öffentlichen Versteigerung verkauft, an der der Bieter/Käufer persönlich teilnehmen kann. Die Regelungen über den Verbrauchsgüterverkauf finden nach § 474 Abs. 1 Satz 2 BGB keine Anwendung.

5. Ansprüche auf Schadensersatz aufgrund eines Mangels, eines Verlustes oder einer Beschädigung des versteigerten Objektes, gleich aus welchem Rechtsgrund, oder wegen Abweichungen von Katalogangaben oder anderweitig erteilten Auskünften und wegen Verletzung von Sorgfaltspflichten nach §§ 41 ff. KGSG sind ausgeschlossen, sofern Lempertz nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig gehandelt oder vertragswesentliche Pflichten verletzt hat; die Haftung für Schäden aus der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit bleibt unberührt. Im Übrigen gilt Ziffer 4.

6. Abgabe von Geboten. Lempertz behält sich die Zulassung zur Auktion vor und kann diese insbesondere von der erfolgreichen Identifizierung im Sinne von § 1 Abs. 3 des GWG abhängig machen. Gebote in Anwesenheit: Der Bieter erhält gegen Vorlage seines Lichtbildausweises eine Bieternummer. Ist der Bieter Lempertz nicht bekannt, hat die Anmeldung 24 Stunden vor Beginn der Auktion schriftlich und unter Vorlage einer aktuellen Bankreferenz zu erfolgen. Gebote in Abwesenheit: Gebote können auch schriftlich, telefonisch oder über das Internet abgegeben werden. Aufträge für Gebote in Abwesenheit müssen Lempertz zur ordnungsgemäßen Bearbeitung 24 Stunden vor der Auktion vorliegen. Das Objekt ist in dem Auftrag mit seiner Losnummer und der Objektbezeichnung zu benennen. Bei Unklarheiten gilt die angegebene Losnummer. Der Auftrag ist vom Aufraggeber zu unterzeichnen. Die Bestimmungen über Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen (§ 312b-d BGB) finden keine Anwendung. Telefongebote: Für das Zustandekommen und die Aufrechterhaltung der Verbindung kann nicht eingestanden werden. Mit Abgabe des Auftrages erklärt sich der Bieter damit einverstanden, dass der Bietvorgang aufgezeichnet werden kann. Gebote über das Internet: Sie werden von Lempertz nur angenommen, wenn der Bieter sich zuvor über das Internetportal registriert hat. Die Gebote werden von Lempertz wie schriftlich abgegebene Gebote behandelt.

7. Durchführung der Auktion: Der Zuschlag wird erteilt, wenn nach dreimaligem Aufruf eines Gebotes kein höheres Gebot abgegeben wird. Der Versteigerer kann sich den Zuschlag vorbehalten oder verweigern, wenn ein besonderer Grund vorliegt, insbesondere wenn der Bieter nicht im Sinne von § 1 Abs. 3 GWG erfolgreich identifiziert werden kann. Wenn mehrere Personen zugleich dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den erteilten Zuschlag zurücknehmen und die Sache erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen und dies vom Bieter sofort beanstandet worden ist oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. Schriftliche Gebote werden von Lempertz nur in dem Umfang ausgeschöpft, der erforderlich ist, um ein anderes Gebot zu überbieten. Der Versteigerer kann für den Einlieferer bis zum vereinbarten Limit bieten, ohne dies anzuzeigen und unabhängig davon, ob andere Gebote abgegeben werden. Wenn trotz abgegebenen Gebots kein Zuschlag erteilt worden ist, haftet der Versteigerer dem Bieter nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung unter www.lempertz.com/datenschutzerklärung.html

8. Mit Zuschlag kommt der Vertrag zwischen Versteigerer und Bieter zustande (§ 156 S. 1 BGB). Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Sofern ein Zuschlag unter Vorbehalt erteilt wurde, ist der Bieter an sein Gebot bis vier Wochen nach der Auktion gebunden, wenn er nicht unverzüglich nach Erteilung des Zuschlages von dem Vorbehaltszuschlag zurücktritt. Mit der Erteilung des Zuschlages gehen Besitz und Gefahr an der versteigerten Sache unmittelbar auf den Bieter/Ersteigerer über, das Eigentum erst bei vollständigem Zahlungseingang.

9. Auf den Zuschlagspreis wird ein Aufgeld von 26 % zuzüglich 19 % Umsatzsteuer nur auf das Aufgeld erhoben, auf den über € 600.000 hinausgehenden Betrag reduziert sich das Aufgeld auf 20 % (Differenzbesteuerung). Bei differenzbesteuerten Objekten, die mit N gekennzeichnet sind, wird zusätzlich die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 % berechnet. Für Katalogpositionen, die mit R gekennzeichnet sind, wird die gesetzliche Umsatzsteuer von 19 % auf den Zuschlagspreis + Aufgeld berechnet (Regelbesteuerung). Wird ein regelbesteuertes Objekt an eine Person aus einem anderen Mitgliedsstaat der EU, die nicht Unternehmer ist, verkauft und geliefert, kommen die umsatzsteuerrechtlichen Vorschriften des Zielstaates zur Anwendung, § 3c UStG. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Drittländer (d.h. außerhalb der EU) und – bei Angabe der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer – auch an Unternehmen in EU-Mitgliedsstaaten. Für Originalkunstwerke, deren Urheber noch leben oder vor weniger als 70 Jahren (§ 64 UrhG) verstorben sind, wird zur Abgeltung des gemäß § 26 UrhG zu entrichtenden Folgerechts eine Gebühr in Höhe von 1,8 % auf den Hammerpreis erhoben. Bei Zahlungen über einem Betrag von € 10.000,00 ist Lempertz gemäß §3 des GWG verpflichtet, die Kopie eines Lichtbildausweises des Käufers zu erstellen. Dies gilt auch, wenn eine Zahlung für mehrere Rechnungen die Höhe von € 10.000,00 überschreitet. Nehmen Auktionsteilnehmer ersteigerte Objekte selbst in Drittländer mit, wird ihnen die Umsatzsteuer erstattet, sobald Lempertz Ausfuhr- und Abnehmernachweis vorliegen. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rechnungen bedürfen der Nachprüfung; Irrtum vorbehalten.

10. Ersteigerer haben den Endpreis (Zuschlagspreis zuzüglich Aufgeld + MwSt.) im unmittelbaren Anschluss an die Auktion an Lempertz zu zahlen. Zahlungen sind in Euro zu tätigen. Eine Zahlung mit Kryptowährungen ist möglich. Die Rechnung wird per E-Mail übermittelt, es sei denn, der Ersteigerer äußert den Wunsch, diese per Post zu erhalten. Der Antrag auf Änderung oder Umschreibung einer Rechnung, z.B. auf einen anderen Kunden als den Bieter, muss unmittelbar im Anschluss an die Auktion abgegeben werden. Durch die Änderung können zusätzliche Gebühren anfallen. Die Umschreibung erfolgt unter Vorbehalt der erfolgreichen Identifizierung (§ 1 Abs. 3 GWG) des Bieters und derjenigen Person, auf die die Umschreibung der Rechnung erfolgt. Rechnungen werden nur an diejenigen Personen ausgestellt, die die Rechnung tatsächlich begleichen.

11. Bei Zahlungsverzug werden 1 % Zinsen auf den Bruttopreis pro Monat berechnet. Lempertz kann bei Zahlungsverzug wahlweise Erfüllung des Kaufvertrages oder nach Fristsetzung Schadenersatz statt der Leistung verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache nochmals versteigert wird und der säumige Ersteigerer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung und für die Kosten der wiederholten Versteigerung einschließlich des Aufgeldes einzustehen hat.

12. Die Ersteigerer sind verpflichtet, ihre Erwerbung sofort nach der Auktion in Empfang zu nehmen. Lempertz haftet für versteigerte Objekte nur für Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit. Ersteigerte Objekte werden erst nach vollständigem Zahlungseingang ausgeliefert. Eine Versendung erfolgt ausnahmslos auf Kosten und Gefahr des Ersteigerers. Lempertz ist berechtigt, nicht abgeholte Objekte vier Wochen nach der Auktion im Namen und auf Rechnung des Ersteigerers bei einem Spediteur einlagern und versichern zu lassen. Bei einer Selbsteinlagerung durch Lempertz werden 1 % p.a. des Zuschlagspreises für Versicherungs- und Lagerkosten berechnet.

13. Erfüllungsort und Gerichtsstand, sofern er vereinbart werden kann, ist Köln. Es gilt deutsches Recht; Das Kulturgutschutzgesetz wird angewandt. Das UN-Übereinkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. Sollte eine der Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. Es wird auf die Datenschutzerklärung auf unserer Webpräsenz hingewiesen.

Henrik Hanstein, öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator

Isabel Apiarius-Hanstein, Kunstversteigerin

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