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3106

Michiel Wauters Werkstatt: König Charles II. von England zu Pferde

In Große Sommerauktion 2024

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Michiel Wauters Werkstatt: König Charles II. von England zu Pferde
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Vienna
Michiel Wauters Werkstatt

König Charles II. von England zu Pferde, glorifiziert von antiken Göttern, im Hintergrund das Panorama von London (Entwurf von Abraham van Diepenbeeck)

um 1660/1670

Tapisserie

ca. 290 x 500 cm, unterer Rand beschnitten

Kunsthandel Wagner-Maurer, Wien, 1974;

Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

1974 Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, S. 94

vgl. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, S. 48 (…"such as Charles II on Horseback, a portrait which indeed was one of those translated into a tapestry.");

Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, Wien 1974, S. 94 (mit Abb.)

Die monumentale Tapisserie entstammt der Werkstatt von Michiel Wauters, einer der führenden Manufakturen Antwerpens. Die von den Habsburgern regierte Stadt war die herausragende Kunst-, Textil- und Luxusgütermetropole des 17. Jahrhunderts, sowohl in der Produktion als auch im Handel. Die auf den Vertrieb derartiger Kunstgüter spezialisierte Familie Forchondt unterhielt intensive internationale Beziehungen zu allen großen Herrscherzentren wie England oder Spanien. In der kaiserlichen Hauptstadt Wien jedoch wurden die hier sesshaft gewordenen Söhne der Familie Forchondt bereits in den 1660er Jahren nicht nur zu Hofjuwelieren ernannt, sondern erhielten auch eine offizielle Handelslizenz. Sie arbeiteten eng mit Michiel Wauters zusammen, der die seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestehende Tapisserie-Werkstatt seines Vaters durch die Umsetzung von rubenesken Entwürfen zur Blüte brachte. Einer der bevorzugten Künstler dazu war Abraham van Diepenbeeck (1596-1675), welcher seit den 1620er Jahren selbst eng mit Peter Paul Rubens (1577-1640) zusammenarbeitete. (vgl. Guy Dermarcel, Flemish Tapestry, New York/London 1999, S. 255 ff.)



Das Inventar von Michiel Wauters vom 16. Oktober 1679 beschreibt eine Folge von acht Tapisserien mit Pferdedarstellungen von Abraham van Diepenbeeck. Es wurden mehrere Sets gewoben, welche sich heute zumeist in englischen Sammlungen befinden. Die Szenen sind alle inspiriert von Entwürfen, die Van Diepenbeeck für den Duke of Newcastle schuf. Sie wurden in dem 1657 publizierten und ebenfalls König Charles II. gewidmeten Buch über die Reitkünste "Methode et invention nouvelle de dresser les chevaux" als Stiche veröffentlicht.

Das Buch war als praktische Anleitung zur Pferdeerziehung konzipiert und so wurden die meisten, eher nüchtern gehaltenen, Darstellungen erst bei der Umsetzung in Wandbehänge durch klassisch-antike Adaptionen auf eine weitere repräsentative Ebene gehoben. Zu nennen wäre hier beispielsweise die Tafel 24 des Buches "Courbettes de coté à gauche", welche erst in der Tapisserie den Pferdetrainer als "eleganten Mars" darstellt (vgl. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, S. 48). Auf der im Archiv des RKD, Den Haag, befindlichen Fotografie von einer Tapisserie dieser Reitschul-Darstellungen ist eine dem vorliegenden Wandbehang vergleichbare Bordürengestaltung dokumentiert (vgl. RKD, Foto-Nr. 235188).



Die Komposition mit Charles II. ist jedoch im Gegensatz von Beginn an als durch die Mythologie übergeordnete Huldigung des Herrschers entworfen. Schon das von Cornelis van Caukercken (1626 - 1680) gestochene Blatt "Charles Le Second Roy de la Grande Bretagne" (Abb. 1) zeigt damit u.a. große Nähe zu Jacob Jordaens, welcher um 1650 die Entwürfe zu einer "Reitschule" in Kombination mit antiken Gottheiten geschaffen hatte – auch Kaiser Leopold I. erwarb die gewobene Serie, sodass sich diese heute im Kunsthistorischen Museum, Wien, befindet (vgl. KHM, Inv.-Nr. Kunstkammer, T XL 1). Das am unteren Rand des Stichs nach Abraham van Diepenbeeck angebrachte Spruchband verdeutlicht zudem, dass es sich schon bei der Komposition um die einer Apotheose gleichenden Glorifizierung Charles II. als König, Feldherr und Reiter handelt:



"Que Pallas soit vôtre guide, Cupidon vôtre Page,

Mars le Capitaine qui conduise vôtre courage;

Que votre propre monture foit le Pegase aile,

Et Mercure, comme laquaÿ, toûjours a vôtre côte

Que la Fortune soit en votre seul pouvoir soûmise,

Elle, qui sur nos testes ést jusques icÿ affise."



Möge Pallas Euer Führer sein, Cupido Euer Page,

Mars der Kapitän, der Eure Courage leitet,

Möge Euer eigenes Ross der Flügel des Pegasus sein,

und Merkur als Diener, immer an Eurer Seite,

Auf dass Fortuna Euch allein untergeordnet ist,

Sie, die stets über unser Schicksal bestimmt.



Während im Stich der Protagonist von einer Heerschar von Engeln mit Kronen bedacht wird, zeigt die Tapisserie am rechten oberen Rand Pallas Athene, die Göttin des Kampfes, der Weisheit und der Kunst mit nur einem Begleiter, welcher König Charles II. mit einem Lorbeerkranz bekrönt. Rechts unten folgt Cupido seinem Herrscher mit dessen Helm, während in der linken unteren Bildebene der kämpfende Mars neben allerlei Gerätschaften zur Kriegsführung dargestellt wird. Mittig, direkt unter dem stolzen Ross, ist Hermes der Götterbote mit seinem Heroldstab dargestellt – hier, wohl in Bezug auf das Spruchband, als "Glücksbringer" bzw. "Überbringer des Glücks".

Im linken Mittelgrund ist die Stadtansicht von London wiedergegeben. Am vorderen Flussufer ist die Kathedrale von Southwark zu sehen, während die alte, damals mit Häusern bebaute London-Bridge das Auge des Betrachters zum Panorama der Stadt führt. Neben zahlreichen anderen Kirchen ist u.a. die St Paul’s Cathedral links über Mars' Schwert zu erkennen. Die Perspektive und Ansicht entsprechen annähernd einem London-Panorama von Claes Visscher (1587-1652), welches 1616 erstmals publiziert wurde und als eine der besten Darstellungen der Metropole noch vor dem ‚Großen Brand‘ im Jahr 1666 gilt.

Auch als königliches Siegel hatte Charles II. eine Darstellung zu Pferde vor dem Londoner Stadtpanorama gewählt. Denn Reiterbildnisse verkörpern seit der Antike den Inbegriff des Herrschers, der Macht und des Sieges. Sie wurden spätestens seit der Renaissance in Europa zu einer der bevorzugten Repräsentationsformen erhoben. Die Pose des Pferdes und seines Reiters entsprechen auf vorliegender Tapisserie bis auf kleine Details einer weiteren Komposition Abraham van Diepenbeecks, den spanisch-habsburgischen "Kardinalinfant Ferdinand (1609-1641) zu Pferde" darstellend, entworfen in den 1630er Jahren und von Antony van der Does (1609-1680) gestochen. Auch dieses Werk Diepenbeecks steht in großer Nähe zu Rubens und seinen stilprägenden Reiterbildnissen eines Herrschers auf einem Pferd in klassischer ‚Levade‘.
Studio of Michiel Wauters

King Charles II of England on Horseback, glorified by Ancient Gods, the Panorama of London in the Background (Design by Abraham van Diepenbeeck).

c. 1660/1670

tapestry

approx. 290 x 500 cm, lower edge trimmed

art trade Wagner-Maurer, Vienna, 1974;

collection Erna Weidinger (1923–2021)

1974 Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, p. 94

cf. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, p. 48 (…"such as Charles II on Horseback, a portrait which indeed was one of those translated into a tapestry.")

Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, Vienna 1974, p. 94 (with ill.)

The monumental tapestry comes from the workshop of Michiel Wauters, one of Antwerp's leading manufactories. The city ruled by the Habsburgs was the outstanding centre of art, textile, and luxury goods in the 17th century, both in terms of production as well as trade. The Forchondt family, which specialized in the sale of such works of art, maintained intensive international relationships with all major courts such as England and Spain. However, the sons of the Forchondt family who had settled in Vienna, the imperial capital, were not only appointed court jewelers as early as the 1660s, but also received an official trading license. They worked closely with Michiel Wauters, who had brought his father's tapestry workshop, which had been in existence since the first half of the 17th century, to blossom by implementing Rubenesque designs. One of his preferred artists for this was Abraham van Diepenbeeck (1596-1675), who himself worked closely with Peter Paul Rubens (1577-1640) from the 1620s. (cf. Guy Dermarcel, Flemish Tapestry, New York/London 1999, p. 255 ff.)

Michiel Wauters' inventory of October 16, 1679 describes a series of eight tapestries depicting horses by Abraham van Diepenbeeck. Several sets were woven, most of which are currently in English collections. All of the scenes are inspired by designs that Van Diepenbeeck created for the Duke of Newcastle. They were published in 1657 as engravings in the book on the arts of horsemanship, "Methode et invention nouvelle de dresser les chevaux", also dedicated to King Charles II.

The book was conceived as a practical guide to horse training and so most of the rather prosaic depictions were only raised to a further representative level by classical-antique adaptations when they were translated into wall hangings. One example is plate 24 of the book "Courbettes de coté à gauche" which depicts the horse trainer as an "elegant Mars" only in the tapestry (cf. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, p. 48). A border design comparable to the present piece is documented on a photograph of a tapestry of these riding school depictions in the archive of the RKD, The Hague (cf. RKD, photo no. 235188).

The composition with Charles II, on the contrary, had been designed as a superordinate homage to the ruler through mythology from the very beginning. The sheet "Charles Le Second Roy de la Grande Bretagne" (Fig. 2) engraved by Cornelis van Caukercken (1626 - 1680) already shows, among other things, a close proximity to Jacob Jordaens, who around 1650 created the designs for a "riding school" in combination with ancient deities - Emperor Leopold I, too, acquired the woven series, so that it is now in the Kunsthistorisches Museum, Vienna (cf. KHM, inv. no. Kunstkammer, T XL 1). The banner attached to the lower edge of the engraving after Abraham van Diepenbeeck also makes it clear that the composition already deals with the glorification of Charles II as king, general and horseman, comparable to an apotheosis:





"Que Pallas soit vôtre guide, Cupidon vôtre Page,

Mars le Capitaine qui conduise vôtre courage;

Que votre propre monture foit le Pegase aile,

Et Mercure, comme laquaÿ, toûjours a vôtre côte

Que la Fortune soit en votre seul pouvoir soûmise,

Elle, qui sur nos testes ést jusques icÿ affise."



"May Pallas be your guide, Cupid your page,

Mars the captain, who directs your courage,

May your own steed be Pegasus’ wing,

And Mercury as servant, always by your side,

So that Fortuna is subordinate only to you,

She, who always decides our fate."





In the engraving the protagonist is crowned by a host of angels, while the tapestry at the top right shows Pallas Athena, the goddess of battle, wisdom and art, with only one companion, who crowns King Charles II with a laurel wreath. On the lower right, Cupid follows his ruler with his helmet, while in the lower left Mars is shown fighting next to all kinds of warfare equipment. In the centre, directly underneath the proud steed, Hermes, the messenger of the gods, is shown with his wand - here, probably in relation to the banner, as a "bringer of luck" or "bearer of good fortune".

A view of London is shown in the left middle ground. Southwark Cathedral can be seen on the river front, while the old London Bridge, then with houses built upon, leads the viewer's eye to the panorama of the city. In addition to numerous other churches, St Paul's Cathedral can be seen to the left above Mars' sword. The perspective and view approximate a London panorama by Claes Visscher (1587-1652), which was first published in 1616 and is considered one of the best depictions of the metropolis before the 'Great Fire' in 1666 (fig. 1).

Charles II also chose a depiction on horseback in front of the London city panorama as the royal seal (fig. 3), because since ancient times, equestrian portraits have become the embodiment of leadership, power, and victory. Since the Renaissance at the latest, they have been elevated to one of the preferred forms of representation in Europe. The pose of the horse and its rider on the present tapestry, apart from small details, correspond to another composition by Abraham van Diepenbeeck, depicting the Spanish-Habsburg "Cardinal Infante Ferdinand (1609-1641) on horseback"), designed in the 1630s and engraved by Antony van der Does (1609-1680). This work by Diepenbeeck is also very close to Rubens and his style-defining equestrian portraits of a ruler on a horse in the classic 'levade'.
Michiel Wauters Werkstatt

König Charles II. von England zu Pferde, glorifiziert von antiken Göttern, im Hintergrund das Panorama von London (Entwurf von Abraham van Diepenbeeck)

um 1660/1670

Tapisserie

ca. 290 x 500 cm, unterer Rand beschnitten

Kunsthandel Wagner-Maurer, Wien, 1974;

Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

1974 Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, S. 94

vgl. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, S. 48 (…"such as Charles II on Horseback, a portrait which indeed was one of those translated into a tapestry.");

Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, Wien 1974, S. 94 (mit Abb.)

Die monumentale Tapisserie entstammt der Werkstatt von Michiel Wauters, einer der führenden Manufakturen Antwerpens. Die von den Habsburgern regierte Stadt war die herausragende Kunst-, Textil- und Luxusgütermetropole des 17. Jahrhunderts, sowohl in der Produktion als auch im Handel. Die auf den Vertrieb derartiger Kunstgüter spezialisierte Familie Forchondt unterhielt intensive internationale Beziehungen zu allen großen Herrscherzentren wie England oder Spanien. In der kaiserlichen Hauptstadt Wien jedoch wurden die hier sesshaft gewordenen Söhne der Familie Forchondt bereits in den 1660er Jahren nicht nur zu Hofjuwelieren ernannt, sondern erhielten auch eine offizielle Handelslizenz. Sie arbeiteten eng mit Michiel Wauters zusammen, der die seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestehende Tapisserie-Werkstatt seines Vaters durch die Umsetzung von rubenesken Entwürfen zur Blüte brachte. Einer der bevorzugten Künstler dazu war Abraham van Diepenbeeck (1596-1675), welcher seit den 1620er Jahren selbst eng mit Peter Paul Rubens (1577-1640) zusammenarbeitete. (vgl. Guy Dermarcel, Flemish Tapestry, New York/London 1999, S. 255 ff.)



Das Inventar von Michiel Wauters vom 16. Oktober 1679 beschreibt eine Folge von acht Tapisserien mit Pferdedarstellungen von Abraham van Diepenbeeck. Es wurden mehrere Sets gewoben, welche sich heute zumeist in englischen Sammlungen befinden. Die Szenen sind alle inspiriert von Entwürfen, die Van Diepenbeeck für den Duke of Newcastle schuf. Sie wurden in dem 1657 publizierten und ebenfalls König Charles II. gewidmeten Buch über die Reitkünste "Methode et invention nouvelle de dresser les chevaux" als Stiche veröffentlicht.

Das Buch war als praktische Anleitung zur Pferdeerziehung konzipiert und so wurden die meisten, eher nüchtern gehaltenen, Darstellungen erst bei der Umsetzung in Wandbehänge durch klassisch-antike Adaptionen auf eine weitere repräsentative Ebene gehoben. Zu nennen wäre hier beispielsweise die Tafel 24 des Buches "Courbettes de coté à gauche", welche erst in der Tapisserie den Pferdetrainer als "eleganten Mars" darstellt (vgl. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, S. 48). Auf der im Archiv des RKD, Den Haag, befindlichen Fotografie von einer Tapisserie dieser Reitschul-Darstellungen ist eine dem vorliegenden Wandbehang vergleichbare Bordürengestaltung dokumentiert (vgl. RKD, Foto-Nr. 235188).



Die Komposition mit Charles II. ist jedoch im Gegensatz von Beginn an als durch die Mythologie übergeordnete Huldigung des Herrschers entworfen. Schon das von Cornelis van Caukercken (1626 - 1680) gestochene Blatt "Charles Le Second Roy de la Grande Bretagne" (Abb. 1) zeigt damit u.a. große Nähe zu Jacob Jordaens, welcher um 1650 die Entwürfe zu einer "Reitschule" in Kombination mit antiken Gottheiten geschaffen hatte – auch Kaiser Leopold I. erwarb die gewobene Serie, sodass sich diese heute im Kunsthistorischen Museum, Wien, befindet (vgl. KHM, Inv.-Nr. Kunstkammer, T XL 1). Das am unteren Rand des Stichs nach Abraham van Diepenbeeck angebrachte Spruchband verdeutlicht zudem, dass es sich schon bei der Komposition um die einer Apotheose gleichenden Glorifizierung Charles II. als König, Feldherr und Reiter handelt:



"Que Pallas soit vôtre guide, Cupidon vôtre Page,

Mars le Capitaine qui conduise vôtre courage;

Que votre propre monture foit le Pegase aile,

Et Mercure, comme laquaÿ, toûjours a vôtre côte

Que la Fortune soit en votre seul pouvoir soûmise,

Elle, qui sur nos testes ést jusques icÿ affise."



Möge Pallas Euer Führer sein, Cupido Euer Page,

Mars der Kapitän, der Eure Courage leitet,

Möge Euer eigenes Ross der Flügel des Pegasus sein,

und Merkur als Diener, immer an Eurer Seite,

Auf dass Fortuna Euch allein untergeordnet ist,

Sie, die stets über unser Schicksal bestimmt.



Während im Stich der Protagonist von einer Heerschar von Engeln mit Kronen bedacht wird, zeigt die Tapisserie am rechten oberen Rand Pallas Athene, die Göttin des Kampfes, der Weisheit und der Kunst mit nur einem Begleiter, welcher König Charles II. mit einem Lorbeerkranz bekrönt. Rechts unten folgt Cupido seinem Herrscher mit dessen Helm, während in der linken unteren Bildebene der kämpfende Mars neben allerlei Gerätschaften zur Kriegsführung dargestellt wird. Mittig, direkt unter dem stolzen Ross, ist Hermes der Götterbote mit seinem Heroldstab dargestellt – hier, wohl in Bezug auf das Spruchband, als "Glücksbringer" bzw. "Überbringer des Glücks".

Im linken Mittelgrund ist die Stadtansicht von London wiedergegeben. Am vorderen Flussufer ist die Kathedrale von Southwark zu sehen, während die alte, damals mit Häusern bebaute London-Bridge das Auge des Betrachters zum Panorama der Stadt führt. Neben zahlreichen anderen Kirchen ist u.a. die St Paul’s Cathedral links über Mars' Schwert zu erkennen. Die Perspektive und Ansicht entsprechen annähernd einem London-Panorama von Claes Visscher (1587-1652), welches 1616 erstmals publiziert wurde und als eine der besten Darstellungen der Metropole noch vor dem ‚Großen Brand‘ im Jahr 1666 gilt.

Auch als königliches Siegel hatte Charles II. eine Darstellung zu Pferde vor dem Londoner Stadtpanorama gewählt. Denn Reiterbildnisse verkörpern seit der Antike den Inbegriff des Herrschers, der Macht und des Sieges. Sie wurden spätestens seit der Renaissance in Europa zu einer der bevorzugten Repräsentationsformen erhoben. Die Pose des Pferdes und seines Reiters entsprechen auf vorliegender Tapisserie bis auf kleine Details einer weiteren Komposition Abraham van Diepenbeecks, den spanisch-habsburgischen "Kardinalinfant Ferdinand (1609-1641) zu Pferde" darstellend, entworfen in den 1630er Jahren und von Antony van der Does (1609-1680) gestochen. Auch dieses Werk Diepenbeecks steht in großer Nähe zu Rubens und seinen stilprägenden Reiterbildnissen eines Herrschers auf einem Pferd in klassischer ‚Levade‘.
Studio of Michiel Wauters

King Charles II of England on Horseback, glorified by Ancient Gods, the Panorama of London in the Background (Design by Abraham van Diepenbeeck).

c. 1660/1670

tapestry

approx. 290 x 500 cm, lower edge trimmed

art trade Wagner-Maurer, Vienna, 1974;

collection Erna Weidinger (1923–2021)

1974 Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, p. 94

cf. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, p. 48 (…"such as Charles II on Horseback, a portrait which indeed was one of those translated into a tapestry.")

Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse, Vienna 1974, p. 94 (with ill.)

The monumental tapestry comes from the workshop of Michiel Wauters, one of Antwerp's leading manufactories. The city ruled by the Habsburgs was the outstanding centre of art, textile, and luxury goods in the 17th century, both in terms of production as well as trade. The Forchondt family, which specialized in the sale of such works of art, maintained intensive international relationships with all major courts such as England and Spain. However, the sons of the Forchondt family who had settled in Vienna, the imperial capital, were not only appointed court jewelers as early as the 1660s, but also received an official trading license. They worked closely with Michiel Wauters, who had brought his father's tapestry workshop, which had been in existence since the first half of the 17th century, to blossom by implementing Rubenesque designs. One of his preferred artists for this was Abraham van Diepenbeeck (1596-1675), who himself worked closely with Peter Paul Rubens (1577-1640) from the 1620s. (cf. Guy Dermarcel, Flemish Tapestry, New York/London 1999, p. 255 ff.)

Michiel Wauters' inventory of October 16, 1679 describes a series of eight tapestries depicting horses by Abraham van Diepenbeeck. Several sets were woven, most of which are currently in English collections. All of the scenes are inspired by designs that Van Diepenbeeck created for the Duke of Newcastle. They were published in 1657 as engravings in the book on the arts of horsemanship, "Methode et invention nouvelle de dresser les chevaux", also dedicated to King Charles II.

The book was conceived as a practical guide to horse training and so most of the rather prosaic depictions were only raised to a further representative level by classical-antique adaptations when they were translated into wall hangings. One example is plate 24 of the book "Courbettes de coté à gauche" which depicts the horse trainer as an "elegant Mars" only in the tapestry (cf. David W. Steadman, Abraham van Diepenbeeck. Seventeenth-Century Flemish Painter, Michigan 1982, p. 48). A border design comparable to the present piece is documented on a photograph of a tapestry of these riding school depictions in the archive of the RKD, The Hague (cf. RKD, photo no. 235188).

The composition with Charles II, on the contrary, had been designed as a superordinate homage to the ruler through mythology from the very beginning. The sheet "Charles Le Second Roy de la Grande Bretagne" (Fig. 2) engraved by Cornelis van Caukercken (1626 - 1680) already shows, among other things, a close proximity to Jacob Jordaens, who around 1650 created the designs for a "riding school" in combination with ancient deities - Emperor Leopold I, too, acquired the woven series, so that it is now in the Kunsthistorisches Museum, Vienna (cf. KHM, inv. no. Kunstkammer, T XL 1). The banner attached to the lower edge of the engraving after Abraham van Diepenbeeck also makes it clear that the composition already deals with the glorification of Charles II as king, general and horseman, comparable to an apotheosis:





"Que Pallas soit vôtre guide, Cupidon vôtre Page,

Mars le Capitaine qui conduise vôtre courage;

Que votre propre monture foit le Pegase aile,

Et Mercure, comme laquaÿ, toûjours a vôtre côte

Que la Fortune soit en votre seul pouvoir soûmise,

Elle, qui sur nos testes ést jusques icÿ affise."



"May Pallas be your guide, Cupid your page,

Mars the captain, who directs your courage,

May your own steed be Pegasus’ wing,

And Mercury as servant, always by your side,

So that Fortuna is subordinate only to you,

She, who always decides our fate."





In the engraving the protagonist is crowned by a host of angels, while the tapestry at the top right shows Pallas Athena, the goddess of battle, wisdom and art, with only one companion, who crowns King Charles II with a laurel wreath. On the lower right, Cupid follows his ruler with his helmet, while in the lower left Mars is shown fighting next to all kinds of warfare equipment. In the centre, directly underneath the proud steed, Hermes, the messenger of the gods, is shown with his wand - here, probably in relation to the banner, as a "bringer of luck" or "bearer of good fortune".

A view of London is shown in the left middle ground. Southwark Cathedral can be seen on the river front, while the old London Bridge, then with houses built upon, leads the viewer's eye to the panorama of the city. In addition to numerous other churches, St Paul's Cathedral can be seen to the left above Mars' sword. The perspective and view approximate a London panorama by Claes Visscher (1587-1652), which was first published in 1616 and is considered one of the best depictions of the metropolis before the 'Great Fire' in 1666 (fig. 1).

Charles II also chose a depiction on horseback in front of the London city panorama as the royal seal (fig. 3), because since ancient times, equestrian portraits have become the embodiment of leadership, power, and victory. Since the Renaissance at the latest, they have been elevated to one of the preferred forms of representation in Europe. The pose of the horse and its rider on the present tapestry, apart from small details, correspond to another composition by Abraham van Diepenbeeck, depicting the Spanish-Habsburg "Cardinal Infante Ferdinand (1609-1641) on horseback"), designed in the 1630s and engraved by Antony van der Does (1609-1680). This work by Diepenbeeck is also very close to Rubens and his style-defining equestrian portraits of a ruler on a horse in the classic 'levade'.

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Lose: 3201-3358
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on the part of the hammer price in excess of € 5.000.000 12,5%
plus 13% VAT with paintings or 20% VAT with antiques

• Droit de suite: Objects marked with an asterisk* in the catalogue are subject to droit de suite in addition to the purchase price. Droit de suite is calculated as a percentage of the highest bid as follows: 4 % of the first € 50,000, 3 % of the next € 150,000, 1 % of the next € 150,000, 0.5 % of the next € 150,000 and 0.25 % of the remaining amount (i.e. over € 500,000), but not exceeding a total sum of € 12,500. Droit de suite does not apply to ­highest bids below € 2,500. 

• Absentee bids: Clients can also submit written absentee bids or bid themselves over the phone, or give an order to the broker. To do so Auktionshaus im Kinsky must have received signed order forms, (available in the catalogues), in due time. 

• Telephone bids: We will do our best to establish a telephone link, but we cannot warrant for such a telephone connection.

• Online Bidding: Interested parties can participate in the auction also via the Internet. The regulations of Auktionshaus im Kinsky shall be applicable. Auktionshaus im Kinsky assumes no liability for any breakdown or loss of the Internet connection. 

• Governing Law and jurisdiction: The site for the dealings between Auktionshaus im Kinsky and the purchaser is the address of Auktionshaus im Kinsky. All legal dealings or conflicts between persons involved in the auctions are governed by Austrian Law, place of jurisdiction shall be the Courts for the First District of Vienna.

 

Auktionsbedingungen

Auszug aus der Geschäftsordnung

Den Wortlaut der gesamten Geschäftsordnung können Sie unserer Homepage www.imkinsky.com entnehmen. Auf Wunsch senden wir Ihnen die Geschäftsordnung auch zu.

•Geschäftsordnung: Die Auktion wird nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung der Auktionshaus im Kinsky GmbH durchgeführt. Die Geschäftsordnung liegt im Auktionshaus zur Einsicht auf, kann von jedermann per Post oder E-mail (office@imkinsky.com) angefordert werden und ist im Internet unter www.imkinsky.com abrufbar. 

•Schätzpreise: Im Katalog sind untere und obere Schätzwerte angegeben. Sie stellen die Meistboterwartungen der zuständigen Experten dar. 

•Mindestverkaufspreise (Limits): Oft beauftragen Verkäufer das Auktionshaus, die ihnen gehörenden Kunstwerke nicht unter bestimmten (Mindest-)Verkaufspreisen zuzuschlagen. Diese Preise (= „Limits“) entsprechen meist den in den Katalogen angegebenen unteren Schätzwerten, sie können aber fallweise auch darüber liegen.

•Echtheitsgarantie: Die Schätzung, fachliche Bestimmung und Beschreibung der Kunstobjekte erfolgt durch Experten des Auktionshauses-. Das Auktionshaus steht innerhalb von drei Jahren gegenüber dem Käufer für die Echtheit und somit dafür ein, dass ein Kunstobjekt tatsächlich von dem im Katalog genannten Künstler stammt. 

•Katalogangaben: Angaben über Technik, Signatur, Material, Zustand, Provenienz, Epoche der Entstehung usw. beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Experten ausgeforscht haben. Das Auktionshaus leistet jedoch für die Richtigkeit dieser Angaben gegenüber keine Gewähr. 

•Versicherung: Die Kunstobjekte sind versichert. Versicherungswert ist der Kaufpreis. Die Haftung des Auktionshauses besteht bis zu dem auf die Auktion folgenden 8. Tag. Danach ist ein Kunstobjekt nur versichert, wenn der Käufer dies dem Auktionshaus aufgetragen hat. 

•Ausrufpreis und Zuschlag: Der Ausrufpreis wird vom Auktionator festgesetzt. Gesteigert wird um ca. 10 % des Ausrufpreises bzw. vom letzten Angebot aus-gehend. Den Zuschlag erhält der Meistbietende, sofern der Mindestverkaufspreis erreicht ist. Der Käufer hat den Kaufpreis binnen 8 Tagen nach dem Zuschlag zu bezahlen. 

Käuferprovision

Bei Differenzbesteuerung beträgt die Käuferprovision
für den unter € 500.000 gelegenen Teil des Meistbots 28%
für den € 500.000 übersteigenden Teil des Meistbots bis € 5.000.000 23%
für den € 5.000.000 übersteigenden Teil des Meistbots 15%

Im Aufgeld ist eine 20%ige Umsatzsteuer enthalten.

Bei Normalbesteuerung (im Katalog mit ▲ gekennzeichnet,
oder im Fall einer Ausfuhr in Nicht-EU Staaten) beträgt die Käuferprovision
für den unter € 500.000 gelegenen Teil des Meistbots 24%
für den € 500.000 übersteigenden Teil des Meistbots bis € 5.000.000 19,2%
für den € 5.000.000 übersteigenden Teil des Meistbots 12,5%

•Folgerecht: Bei Kunstobjekten, die im Katalog mit einem * gekennzeichnet sind, wird zusätzlich zum Kaufpreis die Folgerechtsabgabe verrechnet. Sie beträgt 4 % von den ersten € 50.000 des Meistbotes, 3 % von den weiteren € 150.000, 1 % von den weiteren € 150.000, 0,5 % von den weiteren € 150.000 und 0,25 % von allen ­weiteren, also € 500.000 übersteigenden Meistboten, jedoch insgesamt nicht mehr als € 12.500. Bei Meistboten von weniger als € 2.500 entfällt die Folgerechtsabgabe. 

•Kaufaufträge: Interessenten können auch schriftliche Kaufaufträge abgeben oder telefonisch mitbieten oder den Sensal mit dem Mitbieten beauftragen. Dafür muss dem Auktionshaus zeitgerecht das unterfertigte, dem Katalog bei-liegende Kaufauftragsformular übersandt worden sein. 

•Telefonische Gebote: Das Auktionshaus wird unter der ihm bekanntgegebenen Nummer eine Verbindung herzustellen trachten. Für das Zustandekommen einer Verbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung.

•Online Bidding: Interessenten können an Auktionen auch über das Internet teilnehmen. Die Bestimmungen über die unmittelbare Teilnahme an Auktionsveranstaltungen gelten hierfür sinngemäß. Für das Zustandekommen einer Internetverbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung. 

• Gerichtsstand, Rechtswahl: Die zwischen allen an der Auktion Beteiligten bestehenden Rechtsbeziehungen unterliegen österreichischem materiellem Recht. Als Gerichtsstand wird das für den 1. Wiener Gemeindebezirk örtlich zuständige Gericht vereinbart.

 

Vollständige AGBs