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David Ryckaert Charivari

In Große Sommerauktion

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David Ryckaert Charivari
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Vienna

David Ryckaert

Charivari

um 1640

Öl auf Holz, parkettiert

57 x 76 cm

ehemals Gemäldesammlung Fürst Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg (1711-1794), Wien (dessen Sammlung wurde in den 1820er Jahren in Wien verkauft);

in den 1820er Jahren erworben von Valentin Andreas von Adamovics, königl. bayrischer Hofrat, Wien (Nr. 44);

1856 Alexander Ritter von Reisinger, akademischer Maler & Direktor der Technischen Hochschule Wien/ später Lemberg (lt. Tietze der Neffe von Adamovics);

Andreas Ritter von Reisinger, Wien (1857-1936), mindestens 1896 bis 1908 in dessen Besitz dokumentiert (lt. Frimmel & Tietze);

bis 1938/39 Sammlung Julius Priester (1870-1954), Präsident der Petroleumgesellschaft Galizin GmbH, Wien (1937 dokumentiert in einer Schwarz-Weiß-Fotografie der Wohnung, siehe Lillie 2003, S. 905f.);

beschlagnahmt durch die Gestapo;

um 1950 im Wiener Kunsthandel von dem Großvater des Einbringers erworben;

seither österreichischer Privatbesitz

Theodor von Frimmel, Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen, Bd. 1, München, 1913, S. 28 (Maße in Zoll 22 x 28, ohne Abb.)

Hans Tietze, Die Denkmäler der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk), Wien 1908, S. 245 (unter "Kinderspiele", Maße 54,5 x 73 cm, mit Abb. S. 242)

Pigler, A., Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, Bd. 2, S. 548 (Maße 54,5 x 73 cm, ohne Abb.)

Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Wien 2003, S. 905f.

Bernadette van Haute, David III Ryckaert. A seventeenth-century Flemish painter of peasant scenes, Turnhout 1999, S. 191, D17 (D = unidentifiable Paintings, "Children’s game", Oil on panel, 54,5 x 73 cm, ohne Abb.)

Das vorliegende Gemälde befindet sich seit drei Generationen in österreichischem Familienbesitz und fand deshalb in der neueren Literatur kaum Beachtung. Bereits im 18. Jahrhundert war es jedoch Bestandteil der berühmten Sammlung des Fürsten Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg, Berater Maria Theresias und Josephs II., sowie Mäzen der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Bis um 1900 war es in weiteren bekannten Wiener Sammlungen immer als Werk David Ryckaerts dokumentiert, danach schien sich seine Spur zu verlieren. Bernadette van Haute führt in ihrer 1999 erschienen Publikation unter den nicht identifizierbaren Werken ein Gemälde mit dem Titel "Children’s Game" ohne Abbildung an, welches sich ehemals in den Sammlungen Adamovics und Reisinger befunden hatte. Tietze hatte das Gemälde aus der Sammlung Reisinger jedoch bereits 1908 mit Abbildung publiziert und wie folgt beschrieben: "ein Zug von Mädchen und Burschen, die ein Mädchen in ihrer Mitte verspotten zu scheinen; rechts ein Mädchen am Boden, das von einer Alten mit der Schürze bedeckt wird." Die publizierten minimal abweichenden Maße sind wohl durch die Umrechnung von ursprünglich Zoll in Centimeter erklärbar.

Nachdem durch Recherchen die bis ins 18. Jahrhundert reichende Provenienz und damit stets unbezweifelte Urheberschaft des Gemäldes zu Tage kam, konnte mittlerweile auch die bewegende Besitzergeschichte des Gemäldes im 20. Jahrhundert rekonstruiert werden. Der von Tietze und Frimmel um 1900 dokumentierte Besitzer Andreas Ritter von Reisinger verstarb 1936. Er setzte seine Frau Luise von Reisinger als Universalerbin ein, jedoch wurde dieser das Erbrecht abgesprochen (vgl. Lillie S. 955ff.). Da vorliegendes Gemälde aber in keiner der nach dem Tod Reisingers erstellten Verlassenschafts- oder Pfändungslisten aufgeführt ist, muss es bereits vorher verkauft und in den Besitz von Julius Priester gelangt sein.

Dessen bedeutende Sammlung wurde ab 1938 von der Gestapo beschlagnahmt und verkauft bzw. versteigert. Der zur Flucht nach Mexiko gezwungene Julius Priester hat bis zu seinem Tod im Jahr 1954 weitgehend erfolglos versucht, wieder in den Besitz seiner ihm entzogenen Kunstgegenstände zu gelangen. Nachdem im Jahr 2020 ausgeforscht werden konnte, dass dieses Kunstwerk zu seiner Sammlung gehört hat, ist jetzt eine Einigung zwischen dem Einbringer und den Vertretern der Erben nach Julius und Camilla Priester gemäß den "Washington Principles" (1998) erzielt worden, sodass dieses außergewöhnliche Gemälde zur Versteigerung gelangt.



Die Komposition des "Charivari" ist bereits durch ein weiteres Gemälde desselben Sujets im Musée des Beaux-Arts, Lille bekannt (vgl. B. van Haute 1999, S. 92, Nr. A 43, Abb. 43). Bernadette van Haute publiziert dieses ehemals als Arbeit Jan Miense Molenaers geltende Werk als Gemälde von David Ryckaert III. Das ebenfalls unsignierte Lille-Gemälde ist allerdings auf Leinwand und nicht wie vorliegendes Werk auf Holz, wie für Ryckaert typischer, ausgeführt. In Sujet und Bildanlage ist die Komposition des "Charivari" besonders in die Nähe zu dem monogrammierten und 1639 datierten Werk Ryckaerts im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a. M., zu setzen, welches einen "Umzug von Kindern" bzw. die "Pfingstbraut" (Whitsun bride) zeigt (Haute 1999, S. 86, A29). Eine weitere eigenhändige Version dieses Themas ist vor einigen Jahren im Kunsthandel verkauft worden und im RKD, Den Haag (Nr. 000018068) dokumentiert.



Das vorliegende Gemälde besticht neben der künstlerischen Ausführung besonders durch den Reiz des Sujets. Es zeigt ein "Charivari" – auch bekannt unter Begriffen wie ‚Hullabaloo‘ oder ‚Ketelmuziek‘ – und bedeutet im Allgemeinen ein lärmender, polternder Umzug durch die Straßen. Im konkreten Fall jedoch, einigen lokalen Traditionen folgend, wird darunter ein Protestumzug zur Verspottung sexueller Freizügigkeit und im Besonderen der Zeugung eines unehelichen Kindes gesehen. Der karnevalistisch anmutende Zug ist in vorliegendem Gemälde von links nach rechts zu lesen. In der linken Bildhälfte sind fantasievoll bekleidete Kinder zu erkennen. Sie folgen der Hauptfigur, die ein Kind vorsichtig in Tücher gewickelt hält und die ironischerweise von zwei blumenstreuenden Kindern begleitet wird. Rechts neben ihr reißt ein Gaukler seine Zungen-Grimassen, während eine Figur in zerfetzter Kleidung, wohl der Dorfnarr, sein Gesäß entblößt. David Ryckaert nutzt in diesem Gemälde all seinen künstlerischen Einfallsreichtum um einen volkstümlichen Brauch auf eine höhere moralisierende Ebene zu stellen und damit seine damalige Auftraggeberschaft zu erheitern, zu ermahnen und damit zur Konversation anzuregen – das Ziel, das hinter derartigen Kabinettstücken stand.

David Ryckaert

Charivari

c. 1640

oil on panel, parqueted

57 x 76 cm

formerly in the collection of Prince Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg (1711-1794), Vienna (his collection was sold in the 1920s in Vienna);

acquired in the 1820s by Valentin Andreas von Adamovics, royal Bavarian court counsellor, Vienna (no. 44);

1856 Alexander Ritter von Reisinger, academic painter & director of the Technical University Vienna/later Lemberg (acc. Tietze Adamovics‘ nephew);

Andreas Ritter von Reisinger, Vienna (1857 – 1936), documented in his possession at least from 1896 to 1908 (acc. Frimmel & Tietze);

until 1938/39 collection of Julius Priester (1870-1954), president of the petroleum company Galizin GmbH, Vienna (1937 documented in a black and white photograph of the apartment, see Lillie 2003, p. 905f.);

confiscated by the Gestapo;

circa 1950 acquired at the Viennese art market by the consignor’s grandfather;

since then private property, Austria

Theodor von Frimmel, Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen, vol. 1, Munich, 1913, p. 28 (dimensions in inch 22 x 28, without ill.)

Hans Tietze, Die Denkmäler der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk), Vienna 1908, p. 245 (under "Kinderspiele", dimensions 54,5 x 73 cm, with ill. p. 242)

Pigler, A., Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, vol. 2, p. 548 (dimensions 54,5 x 73 cm, without ill.)

Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Vienna 2003, p. 905f.

Bernadette van Haute, David III Ryckaert. A seventeenth-century Flemish painter of peasant scenes, Turnhout 1999, p. 191, D17 (D = unidentifiable Paintings, "Children’s game", Oil on panel, 54,5 x 73 cm, without ill.)

The present painting has been in Austrian private property for three generations and has therefore received little attention in recent literature. In the 18th century it was, however, already part of the famous collection of Prince Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg, counsellor of Maria Theresia and Joseph II., as well as patron for the Academy of Fine Arts, Vienna. Until the 19th century it had been documented in various well-known Viennese Collections as a work of David Ryckaert, but later its trace seems to get lost. In her 1999 publication, Bernadette van Haute lists among the unidentifiable works a painting titled "Children's Game" without illustration, which had formerly been in the Adamovics and Reisinger collections. However, Tietze had already published the painting from the Reisinger Collection in 1908 with an illustration and described it as follows: ‘a procession of girls and boys who seem to be mocking a girl in their midst; on the right, a girl on the ground being covered by an old woman with an apron.’ (translated from German). The published minimally differing measurements can probably be explained by the conversion from the original inches to centimetres.

After research brought to light the provenance of the painting, which goes back to the 18th century and thus its authorship, which was always beyond doubt, it has now also been possible to reconstruct the moving history of the painting's ownership in the 20th century. The owner documented by Tietze and Frimmel around 1900, Andreas Ritter von Reisinger, died in 1936. He appointed his wife Luise von Reisinger as universal heir, but she was denied the right to inherit (cf. Lillie p. 955ff.). However, since this painting is not listed in any of the estate or seizure lists drawn up after Reisinger's death, it must have been sold beforehand and come into the possession of Julius Priester.

His important collection was confiscated by the Gestapo from 1938 and sold or auctioned. After being forced to flee to Mexico, Julius Priester tried, largely unsuccessfully, to regain possession of the art objects seized from him until his death in 1954. After research could proof in 2020 that this work belonged to his collection, an agreement has now been reached between the consignor and the representatives of the heirs after Julius and Camilla Priester in accordance with the "Washington Principles" (1998), so that this exceptional painting can be put up for auction.



The composition of the "Charivari" is already known from another painting of the same subject in the Musée des Beaux-Arts, Lille (cf. B. van Haute, 1999, p. 92, no. A 43, ill. 43). Bernadette van Haute published this work, formerly attributed to Jan Miense Molenaer, as a painting by David Ryckaert III. The Lille painting, which is also unsigned, is however executed on canvas and not, like the present work, on wood, as is more typical for Ryckaert. In terms of subject and structure, the composition of the "Charivari" is particularly close to the monogrammed work by Ryckaert in the Städelsche Kunstinstitut, Frankfurt a. M., dated 1639, which shows a "procession of children" or the "Whitsun bride" (Haute 1999, p. 86, A29). Another autograph version of this subject was sold at the art market a few years ago and is documented in the RKD, The Hague (no. 000018068).



The present painting is particularly captivating not only for its artistic execution but also for the charm of the subject. It shows a "charivari" – also known by terms like "hullabaloo" or "ketelmuziek" – and generally means a noisy, rumbling procession through the streets. In this specific case, however, following some local traditions, it is seen as a protest procession to ridicule sexual promiscuity and, in particular, the procreation of a child out of wedlock. The carnivalesque procession can be read from left to right in this painting. The left half of the picture shows imaginatively dressed children. They follow the main figure, who is holding a child carefully wrapped in cloths and who is ironically accompanied by two children strewing flowers. To her right, a juggler grimaces with his tongue, while a figure in tattered clothes, probably the village jester, exposes his buttocks. In this painting, David Ryckaert uses all his artistic ingenuity to place a popular custom on a higher moralising level. It is exhilarating, admonishing and thus stimulating conversation among his patrons at the time – the aim behind such cabinet pieces.

David Ryckaert

Charivari

um 1640

Öl auf Holz, parkettiert

57 x 76 cm

ehemals Gemäldesammlung Fürst Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg (1711-1794), Wien (dessen Sammlung wurde in den 1820er Jahren in Wien verkauft);

in den 1820er Jahren erworben von Valentin Andreas von Adamovics, königl. bayrischer Hofrat, Wien (Nr. 44);

1856 Alexander Ritter von Reisinger, akademischer Maler & Direktor der Technischen Hochschule Wien/ später Lemberg (lt. Tietze der Neffe von Adamovics);

Andreas Ritter von Reisinger, Wien (1857-1936), mindestens 1896 bis 1908 in dessen Besitz dokumentiert (lt. Frimmel & Tietze);

bis 1938/39 Sammlung Julius Priester (1870-1954), Präsident der Petroleumgesellschaft Galizin GmbH, Wien (1937 dokumentiert in einer Schwarz-Weiß-Fotografie der Wohnung, siehe Lillie 2003, S. 905f.);

beschlagnahmt durch die Gestapo;

um 1950 im Wiener Kunsthandel von dem Großvater des Einbringers erworben;

seither österreichischer Privatbesitz

Theodor von Frimmel, Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen, Bd. 1, München, 1913, S. 28 (Maße in Zoll 22 x 28, ohne Abb.)

Hans Tietze, Die Denkmäler der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk), Wien 1908, S. 245 (unter "Kinderspiele", Maße 54,5 x 73 cm, mit Abb. S. 242)

Pigler, A., Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, Bd. 2, S. 548 (Maße 54,5 x 73 cm, ohne Abb.)

Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Wien 2003, S. 905f.

Bernadette van Haute, David III Ryckaert. A seventeenth-century Flemish painter of peasant scenes, Turnhout 1999, S. 191, D17 (D = unidentifiable Paintings, "Children’s game", Oil on panel, 54,5 x 73 cm, ohne Abb.)

Das vorliegende Gemälde befindet sich seit drei Generationen in österreichischem Familienbesitz und fand deshalb in der neueren Literatur kaum Beachtung. Bereits im 18. Jahrhundert war es jedoch Bestandteil der berühmten Sammlung des Fürsten Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg, Berater Maria Theresias und Josephs II., sowie Mäzen der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Bis um 1900 war es in weiteren bekannten Wiener Sammlungen immer als Werk David Ryckaerts dokumentiert, danach schien sich seine Spur zu verlieren. Bernadette van Haute führt in ihrer 1999 erschienen Publikation unter den nicht identifizierbaren Werken ein Gemälde mit dem Titel "Children’s Game" ohne Abbildung an, welches sich ehemals in den Sammlungen Adamovics und Reisinger befunden hatte. Tietze hatte das Gemälde aus der Sammlung Reisinger jedoch bereits 1908 mit Abbildung publiziert und wie folgt beschrieben: "ein Zug von Mädchen und Burschen, die ein Mädchen in ihrer Mitte verspotten zu scheinen; rechts ein Mädchen am Boden, das von einer Alten mit der Schürze bedeckt wird." Die publizierten minimal abweichenden Maße sind wohl durch die Umrechnung von ursprünglich Zoll in Centimeter erklärbar.

Nachdem durch Recherchen die bis ins 18. Jahrhundert reichende Provenienz und damit stets unbezweifelte Urheberschaft des Gemäldes zu Tage kam, konnte mittlerweile auch die bewegende Besitzergeschichte des Gemäldes im 20. Jahrhundert rekonstruiert werden. Der von Tietze und Frimmel um 1900 dokumentierte Besitzer Andreas Ritter von Reisinger verstarb 1936. Er setzte seine Frau Luise von Reisinger als Universalerbin ein, jedoch wurde dieser das Erbrecht abgesprochen (vgl. Lillie S. 955ff.). Da vorliegendes Gemälde aber in keiner der nach dem Tod Reisingers erstellten Verlassenschafts- oder Pfändungslisten aufgeführt ist, muss es bereits vorher verkauft und in den Besitz von Julius Priester gelangt sein.

Dessen bedeutende Sammlung wurde ab 1938 von der Gestapo beschlagnahmt und verkauft bzw. versteigert. Der zur Flucht nach Mexiko gezwungene Julius Priester hat bis zu seinem Tod im Jahr 1954 weitgehend erfolglos versucht, wieder in den Besitz seiner ihm entzogenen Kunstgegenstände zu gelangen. Nachdem im Jahr 2020 ausgeforscht werden konnte, dass dieses Kunstwerk zu seiner Sammlung gehört hat, ist jetzt eine Einigung zwischen dem Einbringer und den Vertretern der Erben nach Julius und Camilla Priester gemäß den "Washington Principles" (1998) erzielt worden, sodass dieses außergewöhnliche Gemälde zur Versteigerung gelangt.



Die Komposition des "Charivari" ist bereits durch ein weiteres Gemälde desselben Sujets im Musée des Beaux-Arts, Lille bekannt (vgl. B. van Haute 1999, S. 92, Nr. A 43, Abb. 43). Bernadette van Haute publiziert dieses ehemals als Arbeit Jan Miense Molenaers geltende Werk als Gemälde von David Ryckaert III. Das ebenfalls unsignierte Lille-Gemälde ist allerdings auf Leinwand und nicht wie vorliegendes Werk auf Holz, wie für Ryckaert typischer, ausgeführt. In Sujet und Bildanlage ist die Komposition des "Charivari" besonders in die Nähe zu dem monogrammierten und 1639 datierten Werk Ryckaerts im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a. M., zu setzen, welches einen "Umzug von Kindern" bzw. die "Pfingstbraut" (Whitsun bride) zeigt (Haute 1999, S. 86, A29). Eine weitere eigenhändige Version dieses Themas ist vor einigen Jahren im Kunsthandel verkauft worden und im RKD, Den Haag (Nr. 000018068) dokumentiert.



Das vorliegende Gemälde besticht neben der künstlerischen Ausführung besonders durch den Reiz des Sujets. Es zeigt ein "Charivari" – auch bekannt unter Begriffen wie ‚Hullabaloo‘ oder ‚Ketelmuziek‘ – und bedeutet im Allgemeinen ein lärmender, polternder Umzug durch die Straßen. Im konkreten Fall jedoch, einigen lokalen Traditionen folgend, wird darunter ein Protestumzug zur Verspottung sexueller Freizügigkeit und im Besonderen der Zeugung eines unehelichen Kindes gesehen. Der karnevalistisch anmutende Zug ist in vorliegendem Gemälde von links nach rechts zu lesen. In der linken Bildhälfte sind fantasievoll bekleidete Kinder zu erkennen. Sie folgen der Hauptfigur, die ein Kind vorsichtig in Tücher gewickelt hält und die ironischerweise von zwei blumenstreuenden Kindern begleitet wird. Rechts neben ihr reißt ein Gaukler seine Zungen-Grimassen, während eine Figur in zerfetzter Kleidung, wohl der Dorfnarr, sein Gesäß entblößt. David Ryckaert nutzt in diesem Gemälde all seinen künstlerischen Einfallsreichtum um einen volkstümlichen Brauch auf eine höhere moralisierende Ebene zu stellen und damit seine damalige Auftraggeberschaft zu erheitern, zu ermahnen und damit zur Konversation anzuregen – das Ziel, das hinter derartigen Kabinettstücken stand.

David Ryckaert

Charivari

c. 1640

oil on panel, parqueted

57 x 76 cm

formerly in the collection of Prince Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg (1711-1794), Vienna (his collection was sold in the 1920s in Vienna);

acquired in the 1820s by Valentin Andreas von Adamovics, royal Bavarian court counsellor, Vienna (no. 44);

1856 Alexander Ritter von Reisinger, academic painter & director of the Technical University Vienna/later Lemberg (acc. Tietze Adamovics‘ nephew);

Andreas Ritter von Reisinger, Vienna (1857 – 1936), documented in his possession at least from 1896 to 1908 (acc. Frimmel & Tietze);

until 1938/39 collection of Julius Priester (1870-1954), president of the petroleum company Galizin GmbH, Vienna (1937 documented in a black and white photograph of the apartment, see Lillie 2003, p. 905f.);

confiscated by the Gestapo;

circa 1950 acquired at the Viennese art market by the consignor’s grandfather;

since then private property, Austria

Theodor von Frimmel, Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen, vol. 1, Munich, 1913, p. 28 (dimensions in inch 22 x 28, without ill.)

Hans Tietze, Die Denkmäler der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk), Vienna 1908, p. 245 (under "Kinderspiele", dimensions 54,5 x 73 cm, with ill. p. 242)

Pigler, A., Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, vol. 2, p. 548 (dimensions 54,5 x 73 cm, without ill.)

Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Vienna 2003, p. 905f.

Bernadette van Haute, David III Ryckaert. A seventeenth-century Flemish painter of peasant scenes, Turnhout 1999, p. 191, D17 (D = unidentifiable Paintings, "Children’s game", Oil on panel, 54,5 x 73 cm, without ill.)

The present painting has been in Austrian private property for three generations and has therefore received little attention in recent literature. In the 18th century it was, however, already part of the famous collection of Prince Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg, counsellor of Maria Theresia and Joseph II., as well as patron for the Academy of Fine Arts, Vienna. Until the 19th century it had been documented in various well-known Viennese Collections as a work of David Ryckaert, but later its trace seems to get lost. In her 1999 publication, Bernadette van Haute lists among the unidentifiable works a painting titled "Children's Game" without illustration, which had formerly been in the Adamovics and Reisinger collections. However, Tietze had already published the painting from the Reisinger Collection in 1908 with an illustration and described it as follows: ‘a procession of girls and boys who seem to be mocking a girl in their midst; on the right, a girl on the ground being covered by an old woman with an apron.’ (translated from German). The published minimally differing measurements can probably be explained by the conversion from the original inches to centimetres.

After research brought to light the provenance of the painting, which goes back to the 18th century and thus its authorship, which was always beyond doubt, it has now also been possible to reconstruct the moving history of the painting's ownership in the 20th century. The owner documented by Tietze and Frimmel around 1900, Andreas Ritter von Reisinger, died in 1936. He appointed his wife Luise von Reisinger as universal heir, but she was denied the right to inherit (cf. Lillie p. 955ff.). However, since this painting is not listed in any of the estate or seizure lists drawn up after Reisinger's death, it must have been sold beforehand and come into the possession of Julius Priester.

His important collection was confiscated by the Gestapo from 1938 and sold or auctioned. After being forced to flee to Mexico, Julius Priester tried, largely unsuccessfully, to regain possession of the art objects seized from him until his death in 1954. After research could proof in 2020 that this work belonged to his collection, an agreement has now been reached between the consignor and the representatives of the heirs after Julius and Camilla Priester in accordance with the "Washington Principles" (1998), so that this exceptional painting can be put up for auction.



The composition of the "Charivari" is already known from another painting of the same subject in the Musée des Beaux-Arts, Lille (cf. B. van Haute, 1999, p. 92, no. A 43, ill. 43). Bernadette van Haute published this work, formerly attributed to Jan Miense Molenaer, as a painting by David Ryckaert III. The Lille painting, which is also unsigned, is however executed on canvas and not, like the present work, on wood, as is more typical for Ryckaert. In terms of subject and structure, the composition of the "Charivari" is particularly close to the monogrammed work by Ryckaert in the Städelsche Kunstinstitut, Frankfurt a. M., dated 1639, which shows a "procession of children" or the "Whitsun bride" (Haute 1999, p. 86, A29). Another autograph version of this subject was sold at the art market a few years ago and is documented in the RKD, The Hague (no. 000018068).



The present painting is particularly captivating not only for its artistic execution but also for the charm of the subject. It shows a "charivari" – also known by terms like "hullabaloo" or "ketelmuziek" – and generally means a noisy, rumbling procession through the streets. In this specific case, however, following some local traditions, it is seen as a protest procession to ridicule sexual promiscuity and, in particular, the procreation of a child out of wedlock. The carnivalesque procession can be read from left to right in this painting. The left half of the picture shows imaginatively dressed children. They follow the main figure, who is holding a child carefully wrapped in cloths and who is ironically accompanied by two children strewing flowers. To her right, a juggler grimaces with his tongue, while a figure in tattered clothes, probably the village jester, exposes his buttocks. In this painting, David Ryckaert uses all his artistic ingenuity to place a popular custom on a higher moralising level. It is exhilarating, admonishing and thus stimulating conversation among his patrons at the time – the aim behind such cabinet pieces.

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Auktionsdatum
Lose: 1 - 499
Lose: 500 - 999
Lose: 1000 - 1199
Lose: 1201 - 1499
Lose: 2001 - 2300
Lose: 2301 - 2700
Ort der Versteigerung
Freyung 4
Vienna
1010
Austria
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Käuferprovision
Bei Differenzbesteuerung bis € 500.000 28 % vom Meistbot, für den € 500.000 übersteigenden Betrag 20 % vom Meistbot. Im Aufgeld ist eine 20 %ige Umsatzsteuer enthalten.
Bei Normalbesteuerung (mit ▲ gekennzeichnet) bis € 500.000 24 % vom Meistbot, für den € 500.000 übersteigenden Betrag 17 % vom Meistbot, zuzüglich 13 % Umsatzsteuer bei Gemälden und 20 % bei Antiquitäten.

Werden die Kunstwerke ins Nicht-EU Ausland verbracht und Exportpapiere werden vorgelegt, ist der Kauf umsatzsteuerfrei.

Käuferprovision für Untergebote nach der Auktion (Nachverkauf)
Bei Geboten unter dem Mindestverkaufspreis (Limit) beträgt die Provision 30 % des Untergebots.

Folgerecht
bei Kunstobjekten, die im Katalog mit einem * gekennzeichnet sind, wird zusätzlich zum Kaufpreis die Folgerechtsabgabe verrechnet. Sie beträgt 4 % von den ersten € 50.000 des Meistbotes, 3 % von den weiteren € 150.000, 1 % von den weiteren € 150.000 und 0,25 % von allen weiteren, also € 500.000 übersteigenden Meistboten, jedoch insgesamt nicht mehr als € 12.500. Bei Meistboten von weniger als € 2.500 entfällt die Folgerechtsabgabe.

Gekaufte, aber nicht abgeholte Kunstwerke
werden vier Wochen nach der Auktion auf Gefahr und Kosten des Käufers, unversichert, eingelagert oder an eine Spedition ausgelagert.

Verzugszinsen *
12 % pro Jahr des Meistbotes (ab dem 9. Tag nach der Auktion).

Versicherung
Die Kunstobjekte sind versichert. Versicherungswert ist das Mittel aus unterem und oberem Schätzwert. Die Haftung des Auktionshauses besteht bis zu dem auf die Auktion folgenden 8. Tag. Danach ist ein Kunstobjekt nur versichert, wenn der Käufer mit der Zahlung und Abholung nicht im Verzug ist.

Sensalgebühr
1,2 % vom Meistbot*
Verrechnung ab dem 9. Tag nach der Auktion für Inländer, ab dem 31. Tag für Ausländer. Die Verpackung, Versendung und Versicherung ersteigerter Objekte erfolgt nur auf Anweisung des Käufers und auf seine Kosten und Gefahr.


Auktionsbedingungen

Den Wortlaut der gesamten Geschäftsordnung können Sie unserer Homepage www.imkinsky.com entnehmen. Auf Wunsch senden wir Ihnen die Geschäftsordnung auch zu.

Geschäftsordnung
Die Auktion wird nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung der Auktionshaus im Kinsky GmbH durchgeführt. Die Geschäftsordnung liegt im Auktionshaus zur Einsicht auf, kann von jedermann per Post oder E-mail (office@imkinsky.com) angefordert werden und ist im Internet unter www.imkinsky.com abrufbar.

Schätzpreise
Im Katalog sind untere und obere Schätzwerte angegeben. Sie stellen die Meistboterwartungen der zuständigen Experten dar.

Mindestverkaufspreis (Limit)
Oft beauftragen Verkäufer das Auktionshaus, das ihnen gehörende Kunstwerk nicht unter einem bestimmten (Mindest-)Verkaufspreis zuzuschlagen. Dieser Preis (= „Limit“) entspricht meist dem in den Katalogen angegebenen unteren Schätzwert, er kann aber in Ausnahmefällen auch darüber liegen.

Echtheitsgarantie
Die Schätzung, fachliche Bestimmung und Beschreibung der Kunstobjekte erfolgt durch Experten des Auktionshauses. Das Auktionshaus steht innerhalb von drei Jahren gegenüber dem Käufer für die Echtheit und somit dafür ein, dass ein Kunstobjekt tatsächlich von dem im Katalog genannten Künstler stammt.

Katalogangaben
Angaben über Technik, Signatur, Material, Zustand, Provenienz, Epoche der Entstehung usw. beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Experten ausgeforscht haben. Das Auktionshaus leistet jedoch für die Richtigkeit dieser Angaben keine Gewähr.

Versicherung
Die Kunstobjekte sind versichert. Versicherungswert ist der Kaufpreis. Die Haftung des Auktionshauses besteht bis zu dem auf die Auktion folgenden 8. Tag. Danach ist ein Kunstobjekt nur versichert, wenn der Käufer dies dem Auktionshaus aufgetragen hat.

Ausrufpreis und Zuschlag
Der Ausrufpreis wird vom Auktionator festgesetzt. Gesteigert wird um ca. 10 % des Ausrufpreises bzw. vom letzten Angebot ausgehend. Den Zuschlag erhält der Meistbietende, sofern der Mindestverkaufspreis erreicht ist. Der Käufer hat den Kaufpreis binnen 8 Tagen nach dem Zuschlag zu bezahlen.

Kaufaufträge
Interessenten können auch schriftliche Kaufaufträge abgeben oder telefonisch mitbieten oder den Sensal mit dem Mitbieten beauftragen. Dafür muss dem Auktionshaus zeitgerecht das unterfertigte, dem Katalog beiliegende Kaufauftragsformular übersandt worden sein.

Telefonische Gebote
Das Auktionshaus wird unter der ihm bekanntgegebenen Nummer eine Verbindung herzustellen trachten. Für das Zustandekommen einer Verbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung.

Online Bidding
Interessenten können an Auktionen auch über das Internet teilnehmen. Die Bestimmungen über die unmittelbare Teilnahme an Auktionsveranstaltungen gelten hierfür sinngemäß. Für das Zustandekommen einer Internetverbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung.

Gerichtsstand, Rechtswahl
Die zwischen allen an der Auktion Beteiligten beste-henden Rechtsbeziehungen unterliegen österreichischem materiellem Recht. Als Gerichtsstand wird das für den 1. Wiener Gemeindebezirk örtlich zuständige Gericht vereinbart

Vollständige AGBs