"PUHL & WAGNER" GLASMALEREI / FENSTERBILD: "Colombine (Commedia dell'arte)", u. r. signiert "Puhl & Wagner", nach 1914. Aus einer Serie mit italienischen und spanischen Motiven. Glasmalerei in Bleirahmung mit lüstrierten, perlmuttähnlichen und goldfarbenen Gläsern (sogenannte Gold- und Silbersmalten mit hauchdünnen Einschmelzungen von Blattgold und -silber) sowie Eckbetonung durch mandelförmige, kristallartig gekniffene Glasstücke. Darstellung der Colombina mit Fächer, Hut und Augenmaske in ovaler Kartusche, die Zwickel gestaltet als stilisierte Fleurs de lis. 50 x ca. 30 cm (ohne Montur und Kettenaufhängung gemessen). Die 1889 in Berlin gegründete Firma Puhl & Wagner war Hoflieferant Wilhelms II. und erhielt umfangreiche Staatsaufträge. 1914 fusionierte Puhl & Wagner mit der Firma für Glasmalerei Gottfried Heinersdorff: Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff. Heinersdorff initiierte eine Wiederbelebung der Glaskunst und brachte ein Patent von 1905 mit in die Firma ein, dass durch die Einarbeitung von Gold- und Silberfolien für Strahlkraft der Gläser auch ohne direkten Lichteinfall sorgte - wie bei der "Colombine". Heinersdorff erkannte zudem die Gemeinsamkeiten von Formensprache und Farbkraft expressionistischer Bildwerke und dem "Farblicht" der Glasmalerei: er suchte den Kontakt zu den Expressionisten und öffnete die bis dahin dem Historismus verpflichteten Werkstätten der modernen Kunst. Mit vielen Künstlern kam es zu einer über Jahre andauernden fruchtbaren Zusammenarbeit; zu diesen zählten u. a. Künstler wie Karl Schmidt-Rottluff, César Klein, Otto Dix, Heinrich Campendonk, Johan Thorn Prikker oder Jacoba van Heemskerck.